Mit zusätzlichen Maßnahmen zur Absatzförderung will das Bundeslandwirtschaftsministerium dem infolge des russischen Importstopps zu erwartenden Marktdruck bei Obst und Gemüse begegnen. Bei einem Gespräch mit Verbandsvertretern der Obst- und Gemüsewirtschaft heute in Berlin sprach sich Ressortchef Christian Schmidt unter anderem dafür aus, das Europäische Schulobst- und Gemüseprogramm zu 100 % aus EU-Mitteln zu finanzieren, um mehr Bundesländer zur Teilnahme zu bewegen. Dies wäre in der aktuellen Lage ein wichtiges Signal und eine effektive Marketingmaßnahme für die Obst- und Gemüsebranche, sagte Schmidt nach dem Treffen gegenüber Journalisten. Auch die Abgabe an soziale Einrichtungen müsse als Absatzkanal genutzt werden. Zudem müssten die Bemühungen zur Erschließung von Drittlandsmärkten intensiviert werden. Eine weitere Diversifizierung der Absatzmärkte sollte eine Konsequenz des Russland-Embargos sein, so der Minister.
Bis Anfang nächster Woche will das Agrarressort die erforderliche Eilverordnung zur Umsetzung des mit 125 Mio Euro dotierten EU-Unterstützungspakets für betroffene Obst- und Gemüsebauern vorlegen. Schmidt geht davon aus, dass bis zu 10 Mio Euro der EU-Mittel auf Deutschland entfallen. Kritik übte der Minister an der im EU-Stützungsprogramm vorgesehenen Förderung der Nicht-Ernte von erntereifen Früchten auf dem Feld. Die Vernichtung von Lebensmitteln ist für mich kein adäquater Weg der Marktstützung, betonte Schmidt.
Der Minister sieht den Lebensmittelhandel gefordert, in der derzeitigen Lage verstärkt auf Regionalität und Qualität zu setzen und deutschem Obst eine gewisse Präferenz einzuräumen. In einem Gespräch mit Vertretern des Handels werde er dieser Erwartung in den nächsten Tagen Ausdruck verleihen, kündigte der CSU-Politiker an.
Eine aktuelle Ministeriumsanalyse verweist auf indirekte Effekte des russischen Importstopps für den hiesigen Obst- und Gemüsemarkt, indem die in anderen Ländern gesperrte Ware zusätzlich auf dem Binnenmarkt abgesetzt werde. Aufgrund hoher Lagerbestände und der sich abzeichnenden guten Ernte 2014 könnte der Apfelmarkt verstärkt unter Druck geraten, heißt es darin. AgE
(30.08.2014)