Instabilität forciert Herausbildung von Megafarmen

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Wirtschaftliche und politische Instabilität haben in den letzten Jahren die Entwicklung von sogenannten Megafarmen in Osteuropa forciert: Darauf weist der Direktor des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO), Prof. Alfons Balmann, in einem Interview mit dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE hin. Vor dem Hintergrund einer erheblichen Rechtsunsicherheit sowie der Korruption biete die vertikale Integration eine größere Unabhängigkeit und die Größe von Unternehmen als solche „einen gewissen Schutz“, so Balmann.
Seinen Angaben zufolge gewinnen sogenannte Agroholdings insbesondere in Russland, der Ukraine und Kasachstan seit etwa 15 Jahren zunehmend an Bedeutung. Diese Agroholdings seien vertikal und beziehungsweise oder horizontal integrierte Konzerne, in denen eine gewisse Anzahl von Tochterunternehmen Landwirtschaft betreibe. In der Ukraine bewirtschafteten derartige Holdings mittlerweile fast 7 Mio ha und damit über ein Viertel der gesamten Ackerfläche.
Dem IAMO-Direktor zufolge verfügen viele Agroholdings über jeweils mehr als 100 000 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF). Einige bewirtschaften sogar über 500 000 ha LF. Allerdings betrieben sie nicht nur Ackerbau. So sei etwa die ukrainische Agroholding Mironivsky Hliboproduct (MHP) mit 320 000 ha LF zugleich ein großer Geflügelfleischproduzent in der Ukraine mit einem Marktanteil von mehr als 50 %. Die Agroholding Kernel mit etwa 400 000 ha betreibe vor allem Ölmühlen.
Agroholdings seien jedoch kein alleiniges Phänomen der Transformationsländer, betont Balmann. In den USA fänden sich derartige Konzerne in der Tierhaltung. Am bekanntesten sei Smithfield Foods. Auch in Südamerika hätten sich große Agrarkonzerne entwickelt. Ganz allgemein würden diese Entwicklungen von logistischen und technologischen Entwicklungen und teilweise defizitären Infrastrukturen begünstigt.
Mit Blick auf die Strukturdiskussion in Ostdeutschland warnt der Wissenschaftler vor übertriebenen Befürchtungen. Zwar gebe es gegenwärtig auch in Ostdeutschland vermehrt Unternehmensübernahmen. Dies sei allerdings nicht mit den Entwicklungen in Osteuropa vergleichbar. Die hiesigen Unternehmen hätten beispielsweise nicht mit dem ungünstigen institutionellen Umfeld zu kämpfen, wie es in Osteuropa der Fall sei. AgE (02.09.2014)
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