Nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen am Milchmarkt hat der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Folgart, den deutschen Milcherzeugern für die Zeit nach dem Quotenende in Aussicht gestellt. Die Einführung der Milchquote war zu ihrer Zeit sicher gut gemeint, hat aber neben Bürokratie und Kosten von rund 4 Mrd Euro in Deutschland insgesamt wenig gebracht, konstatierte Folgart heute zum Abschluss des 6. Berliner Milchforums, an dem nach seinen Angaben mehr als 500 Branchenvertreter teilgenommen haben. Wenn in wenigen Tagen die Mengenregulierung bei Milch beendet sei, gehörten staatliche Bevormundung und Planung auch auf dem letzten wichtigen Agrarmarkt in der EU der Vergangenheit an. Wie in anderen Teilmärkten und in der übrigen Wirtschaft würden dann für die Milchbauern unternehmerische Verantwortung, Wirtschaftlichkeit und Entscheidungsfreiheit im Vordergrund stehen.
Folgart rechnete in Berlin nicht mit einem Hype in der deutschen Milcherzeugung, sobald die Schranken der Quoten fallen. Nach seiner Einschätzung dürfte sich in Deutschland in den nächsten Jahren vielmehr ein jährliches Produktionswachstum von etwa 1,5 % einpegeln, das auch vom internationalen Markt aufgenommen werden könne. Mittelfristig setzten ohnehin Auflagen beim Stallbau oder dem Umweltschutz dem Produktionswachstum faktische Grenzen, so der DBV-Vize.
Folgart geht davon aus, dass die Landwirte mit der steigenden unternehmerischen Eigenverantwortung in liberalisierten Märkten die verstärkte Nutzung von innovativen Preisabsicherungsinstrumenten wie den Warenterminbörsen ins Auge fassen müssen. Notwendig sei aber auch der politische Wille, steuerliche Elemente der betrieblichen Risikovorsorge zuzulassen, betonte der Milchbauernpräsident.
Da die Wertschöpfung bei der Milch laut Folgart immer stärker auf Drittmärkten stattfindet, sieht er außerdem die Molkereien in der Pflicht, den wirtschaftlichen Erfolg der heimischen Milchwirtschaft zu gestalten und zu verantworten. Dazu zählt er neben der Produktentwicklung und Marktdifferenzierung insbesondere die aktive Erschließung neuer Märkte. AgE
(17.03.2015)