Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium verteidigt seine Forderung nach einem Umbau der Tierhaltung in Deutschland. Eine Botschaft wir sind auf dem richtigen Weg, nur weiter so hält nicht zum Handeln an und wäre in der gegenwärtigen Situation ein falsches Signal, so der Beiratsvorsitzende Prof. Harald Grethe in einem Interview mit AGRA-EUROPE. Seiner Auffassung nach ist die Bereitstellung von deutlich mehr Platz, Beschäftigungsmaterialien und Außenklima vor allem in der Mast ein Umbau. Alles andere wäre meines Erachtens eine Verharmlosung, warnt der Agrarökonom.
Aus Sicht des Beiratsmitglieds Prof. Achim Spiller, der federführend beim aktuellen Gutachten Wege zu einer akzeptierten Nutztierhaltung war, reicht eine Erhöhung der Haltungsstandards nicht aus. Sie müsse vielmehr in eine Gesamtstrategie zum Auffangen und breiten Verteilen der Kosten eingebunden sein. Eine Vorreiterrolle könnte laut Spiller entstehen, wenn Deutschland es schaffe, ein Mehr an Tierwohl mit einer weiterhin sehr effizienten Produktion zu verbinden.
Die deutsche Fleisch- und Milchwirtschaft sei europaweit führend bei Handelsmarken und Standardware, betonte Spiller. Ziel müsse es sein, diese Kostenführerschaft in bestimmten Feldern beizubehalten und neue Anforderungen aufzunehmen. Dem Wissenschaftler zufolge fehlt es in Deutschland an einer Vorstellung, wo die Tierhaltung bei den verschiedenen Nutztierarten in 20 bis 30 Jahren stehen soll. Branche, Politik und zum Teil auch Wissenschaft reagieren zu sehr als Getriebene, so Spillers Kritik. AgE
(09.04.2015)