Lücken in der staatlichen Antibiotikadatenbank

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Nach Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ haben tausende Nutztierhalter keine Meldungen in die staatliche Antibiotikadatenbank abgegeben. Dazu wären sie laut Arzneimittelgesetz bei einer bestimmten Größe ihrer Tierbestände ab dem 1. Juli 2014 aber verpflichtet gewesen. In Nordrhein-Westfalen sollen von gut 11 000 meldepflichtigen Betrieben nur rund 8 700 Informationen über ihren Antibiotikaeinsatz mitgeteilt haben; in Schleswig-Holstein fehlten Angaben von 40 % der landwirtschaftlichen Unternehmen, in Baden-Württemberg von mehr als der Hälfte.
Am 1. April hatte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erstmals Auswertungsergebnisse über den Antibiotikaeinsatz veröffentlicht. Doch scheint die Aussagekraft der Daten mehr als zweifelhaft zu sein, denn eine Nichtmeldung wird vom System automatisch als „kein Antibiotikaeinsatz“ gewertet. Die durchschnittliche Therapiehäufigkeit wird dadurch nach unten gedrückt; Betriebe die diese Kennzahl überschreiten, müssen laut Gesetz Gegenmaßnahmen ergreifen. In Niedersachsen hatte Landwirtschaftsminister Christian Meyer angekündigt, dass 6 000 der insgesamt im System erfassten 21 000 Mastbetriebe des Landes wegen zu hoher Antibiotikagaben einen Maßnahmenplan vorlegen müssten.
Vor dem Hintergrund der Startschwierigkeiten des Antibiotikamonitorings warnte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt heute vor einer Grundsatzkritik am Minimierungsziel. „Mein Ziel ist die konsequente Erfassung und - auf dieser Grundlage - die kontinuierliche Senkung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung. Wenn es tatsächlich gravierende Meldelücken und damit Vollzugsdefizite in den Bundesländern geben sollte, sind diese von den zuständigen Behörden abzustellen“, so der Bundesminister.
Nordrhein-Westfalens Agrarminister Johannes Remmel sprach laut WDR von einer „verzerrten Statistik“. Für eine vollständige Analyse der Antibiotikasituation müssten alle Betroffenen die Meldung abgeben. Als „Desaster“ bezeichnete der Agrarsprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff, den Auftakt des Antibiotikamonitorings. „Mit diesen Zahlen können wir nichts anfangen“, beklagte er und forderte einen „schnellen Neustart“. AgE (03.05.2015)
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