Die Nachfrage der Industrie nach Getreide ohne Reis dürfte im Wirtschaftsjahr 2015/16 den sich für die laufende Saison abzeichnenden Rekord übertreffen, wobei voraussichtlich vor allem die Stärkeproduzenten und die Brauereien mehr Getreide abnehmen werden. Allerdings ist gleichzeitig mit einer weiteren Abschwächung des Wachstums in diesem Bereich zu rechnen. Nach der aktuellen Prognose des Internationalen Getreiderates (IGC) dürften 2015/16 weltweit insgesamt 324,9 Mio t Getreide zu Bioethanol, Stärke oder Malz verarbeitet werden, womit mehr als 16 % der globalen Getreideproduktion beziehungsweise des -verbrauchs auf diese Verwertungsrichtungen entfallen würden.
Dabei gehen die Londoner Marktexperten von einem globalen Gesamtbedarf von 1,981 Mrd t Getreide ohne Reis in der nächsten Vermarktungskampagne aus; das wären 4 Mio t oder 0,2 % mehr als für 2014/15 geschätzt. Die Vorhersage zur industriellen Verwendung würde ein Plus von 3,9 Mio t oder 1,2 % gegenüber der für die noch laufenden Kampagne geschätzten Einsatzmenge von 322 Mio t bedeuten. In den beiden Vorjahren belief sich die jeweilige Wachstumsrate auf schätzungsweise 1,7 % sowie 6,0 %.
Das erwartete umfangreiche Getreideangebot dürfte die Rohstoffkosten auf einem für die Abnehmer niedrigen Niveau halten, stellt der IGC in seinem jüngsten Getreidemarktbericht fest. Allerdings wird dabei nach seiner Einschätzung das schwache Wirtschaftswachstum in einigen Ländern die Nachfrage nach den Verarbeitungsprodukten begrenzen. Auch die Ethanolnachfrage soll weniger zulegen als bisher, und zwar aufgrund der niedrigen Rohölpreise.
Mit Abstand wichtigster Rohstoff im Rahmen der industriellen Getreideverarbeitung ist der Mais; für diesen rechnet der Getreiderat mit Blick auf 2015/16 aber mit einer nur unterdurchschnittlichen Zunahme der betreffenden Verwendung um 3,2 Mio t oder 1,2 % auf 265,9 Mio t. Den Einsatz von Weizen veranschlagt der IGC für das nächste Wirtschaftsjahr auf 22,2 Mio t; das wären 200 000 t oder 0,9 % mehr als für 2014/15 erwartet. Für Gerste wird hier ein Zuwachs der Verwendung um 400 000 t oder 1,3 % auf 30,3 Mio t prognostiziert. AgE
(05.06.2015)