Durch den Verfall der Milch- und Schweinepreise sind nicht nur die landwirtschaftlichen Veredlungsbetriebe, sondern auch tausende Arbeitsplätze in den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen in Rheinland-Pfalz gefährdet. Darauf hat der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Michael Horper, gestern bei einer gutbesuchten Protestveranstaltung auf dem Milchviehbetrieb von Michael Steils in Sellerich im Landkreis Bitburg-Prüm aufmerksam gemacht.
Es ist nicht fünf Minuten vor zwölf, sondern schon danach, denn viele Betriebe brechen uns jetzt weg, warnte Horper. Hart ging der Landesbauernpräsident dabei mit der Tiefpreispolitik des Lebensmittelhandels ins Gericht: Das System Discount fährt uns an die Wand; es zählt dort nur die Marge." Sollte vom Handel weiter Raubtierkapitalismus betrieben und die soziale Marktwirtschaft mit Füßen getreten werden, müsse überlegt werden, solch ein Unternehmen auch mal wochenlang mit einem Lieferstopp zu boykottieren. Es gehe nicht an, dass der Handel mehr Tierwohl fordere, ihm aber das Wohl der Lebensmittelerzeuger egal sei.
Die Politik forderte Horper angesichts der dramatischen Situation auf den Höfen zum schnellen Handeln auf. Notwendig sei eine zeitlich befristete Anhebung der Interventionsmengen und -preise für Milchprodukte sowie verstärkte Exportbemühungen einschließlich einer Handelsnormalisierung mit Russland. Um die Liquidität auf den Betrieben zu sichern, müssten die Betriebsprämien vorzeitig zum 1. November ausgezahlt, Steuerschulden gestundet und ein neues Liquiditätsprogramm von Bund und Ländern aufgelegt werden.
Eine hohe Priorität bei den Forderungen an die Politiker hat laut Horper, dass die Superabgabe des Milchwirtschaftsjahres 2014/15 wieder zurück ins Land und dann an die Landwirte fließt. Das ist unser Geld, betonte der Bauernpräsident, der sich vorstellen kann, zur Entlastung der Betriebe damit die Beitragssätze zur Berufsgenossenschaft zu senken. Um ihren Forderungen gemeinsam mit den Berufskollegen aus anderen EU-Ländern Nachdruck zu verleihen, werden laut Landesbauernverband auch viele rheinland-pfälzische Landwirte zur Großdemonstration am 7. September nach Brüssel reisen. AgE
(02.09.2015)