Die Ertragskraft im konventionellen Ackerbau hat im Vergleich zu den ökologischen bewirtschafteten Flächen in den vergangenen Jahren in Deutschland zugenommen. Das zeigt nach Angaben des Industrieverbandes Agrar (IVA) eine Auswertung von Betriebsdaten im Testbetriebsnetz des Bundeslandwirtschaftsministeriums, die vom Humboldt Forum for Food and Agriculture (HFFA) vorgenommen wurde. Demnach konnten beispielsweise die konventionellen Weizenanbauer in den drei Wirtschaftsjahren von 2007/08 bis 2009/10 im Schnitt 121 % höhere Erträge als ihre Berufskollegen aus dem Biobereich verbuchen; im Mittel der Jahre 2011/12 bis 2013/14 sei der Vorsprung auf 132 % gewachsen.
Eine ähnliche Entwicklung ist laut IVA auch bei anderen wichtigen Ackerkulturen zu beobachten. Bei der Gerste hätten die konventionellen Landwirte im Betrachtungszeitraum von 91 % auf 100 % Mehrertrag zugelegt, bei anderem Getreide von 102 % auf 114 %. Besonders deutlich sei die Schere bei Raps auseinander gegangen, berichtete die IVA weiter. Während konventionelle Betriebe in den Wirtschaftsjahren 2007/08 bis 2009/10 noch 56 % höhere Flächenerträge als die Ökoanbauer verbucht hätten, sei der Mehrertrag in den Wirtschaftsjahren 2011/12 bis 2013/14 auf 81 % gestiegen.
Nach Ansicht des Geschäftsführers der HFFA Research GmbH, Dr. Steffen Noleppa, wird der Punkt Flächeneffizienz in der Diskussion um die Landwirtschaft der Zukunft oft zu wenig berücksichtigt: Wenn ein Anbauverfahren nur den halben Ertrag bringt, benötigt dieses Verfahren im Umkehrschluss die doppelte Ackerfläche zur Produktion der gleichen Menge Erntegut. Es ist daher unerlässlich, die Ertragsdimension stärker zu beleuchten. Noleppa wies darauf hin, dass Wissenschaftler der Humboldt-Universität bereits in früheren wissenschaftlichen Arbeiten festgestellt hätten, dass die moderne Landwirtschaft nicht nur Wohlfahrtsgewinne für Konsumenten und Landwirte hervorbringe, sondern - bezogen auf die Erntemenge - auch klimafreundlicher und energieeffizienter sei. AgE
(07.01.2016)