Forderungen nach einer Agrarwende standen im Zentrum der Demonstration Wir haben es satt, an der in Berlin Mitte Schätzungen zufolge bis zu rund 20 000 Menschen teilgenommen haben. Beteiligt waren zudem mehr als 100 Traktoren. Die Kritik richtete sich vornehmlich gegen agrarindustrielle Strukturen, Höfesterben, Massentierhaltung, Verlust an Biodiversität, grüne Gentechnik sowie die geplanten Freihandelsabkommen der EU mit Kanada und den USA.
Der Präsident vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), Olaf Tschimpke, kritisierte eine Gießkannenförderung im Rahmen der EU-Agrarpolitik. Stattdessen brauche man eine Stärkung des Ökolandbaus sowie Maßnahmen, die den Schutz von Wiesen und Weiden, Böden und Gewässern in der Landwirtschaft ausreichend fördern.
Einen Schutz bäuerlicher Betriebe vor der Agrarindustrie mahnte der Vorsitzende vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Prof. Hubert Weiger, an. Er forderte ein Verbot agrarindustrieller Tierhaltungsanlagen und rief Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt zu einer aktiveren Rolle auf. Auch der Präsident vom Deutschen Tierschutzbund, Thomas Schröder, appellierte an Schmidt, seine Rolle als Mediator aufzugeben und im Tierschutz gesetzgeberisch tätig zu werden.
Der Minister selbst hatte zuvor erneut die Gesprächsbereitschaft von Kritikern und Verfechtern der gegenwärtigen Landwirtschaft begrüßt. Beide Seiten hätten ihre Kampfzonen verlassen, sagte der Schmidt am Rande des Agrarministergipfels. Er erteilte zugleich Forderungen nach einer flächendeckenden Extensivierung der Landwirtschaft eine Absage. Wer angesichts der weltweiten Herausforderungen die Intensität der Erzeugung generell senken wolle, betreibe Realitätsverweigerung. AgE
(18.01.2016)