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In Ostdeutschland geht die Schere zwischen Städten und ländlichen Gebieten immer stärker auseinander. Das geht aus einer Studie hervor, die das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung im Auftrag der Bundesregierung jetzt vorgelegt hat. Danach hat die jahrzehntelange Abwanderung aus den neuen Ländern zwar ein Ende gefunden; inzwischen ziehen mehr Menschen aus dem Westen oder dem Ausland gen Osten als die neuen Länder durch Fortzug verlieren. Von dieser Trendwende profitiert allerdings nur eine kleine Zahl von städtischen Gemeinden, allen voran die Leuchttürme Leipzig, Dresden, Jena, Erfurt und Potsdam.
Laut Studie verzeichneten lediglich 15 % der ostdeutschen Gemeinden zwischen 2008 und 2013 mehr Zu- als Fortzüge. Dagegen erlebten 85 % eine Nettoabwanderung. Das Gefälle zwischen den Wachstums- und Schrumpfregionen wird damit immer größer, stellen die Wissenschaftler fest.
Der Erfolg der ostdeutschen Städte darf nicht über die Probleme der ländlichen Regionen hinwegtäuschen, warnte die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke, gestern in Berlin. Die wachsende Attraktivität der ostdeutschen Städte und die dortige gute Hochschullandschaft zögen immer mehr Menschen an, nicht zuletzt auch aus den ländlichen Regionen Ostdeutschlands.
Nach den Worten von Institutsleiter Dr. Reiner Klingholz geht das Wachstum der erfolgreichen Städte zu Lasten der ländlichen Gebiete. Die regionalen Unterschiede würden größer und die Versorgung in den dünnbesiedelten Regionen, die weiter Bevölkerung verlören, werde schwieriger. Alle Versuche, diesem Trend entgegenzusteuern, seien bisher gescheitert. Positiv werten die Wissenschaftler, dass sich einige mittelgroße Städte in einem schrumpfenden Umfeld hätten stabilisieren können. Den Zuzug von Flüchtlingen wertet Klingholz als Chance für ländliche Gemeinden, neue Bewohner zu gewinnen. AgE
(28.01.2016)