Der Lebensmitteleinzelhandel weist die Verantwortung für den gegenwärtigen Preisverfall auf wichtigen Agrarmärkten von sich. Wir sind nicht die Ursache der Misere, sagte der Präsident vom Handelsverband Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, auf dem Landwirtschaftskongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gestern in Berlin. Der HDE-Präsident führte stattdessen den gegenwärtigen Angebotsüberhang bei Milchprodukten und Schweinefleisch an, der sich in den niedrigen Erzeugerpreisen niederschlage.
Sanktjohanser räumte ein Ungleichgewicht innerhalb der Wertschöpfungskette ein. Dem könne die Angebotsseite entgegenwirken, indem sie sich stärker formiere und damit ein Gegengewicht zur oligopolistischen Struktur im Lebensmitteleinzelhandel setze.
Offen zeigte sich der HDE-Präsident für eine engere Abstimmung innerhalb der Lebensmittelkette. Die Beteiligten müssten näher zusammenrücken. Dies sei eine wichtige Voraussetzung, um der steigenden Nachfrage der Verbraucher nach besonderen Qualitäten und regional erzeugten Lebensmitteln gerecht zu werden.
Verständnis äußerte Sanktjohanser für die Kritik aus den Reihen der Landwirtschaft an der unzureichenden Finanzierung der Brancheninitiative Tierwohl. Die Honorierung von Tierwohlmaßnahmen mit 4 Cent/kg sei jedoch ein Anfang. Er bedauerte, dass es bislang nicht gelungen sei, weitere Partner aus dem Handel für die Initiative zu gewinnen. Als Hauptargument werde angeführt, dass zwei Drittel des Fleisches in Deutschland nicht über den Lebensmitteleinzelhandel, sondern über andere Kanäle vermarktet werde. AgE
(14.04.2016)