Vor einer Abhängigkeit der Landwirte von wenigen großen Saatgutunternehmen hat der agrarpolitische Sprecher der EVP-Fraktion im Europaparlament, Albert Deß, indirekt gewarnt. Er befürchtet, dass Landwirte eines Tages marktbeherrschenden Firmen für patentierte Pflanzen bezahlen müssen. Die natürliche Genetik muss von Patenten freigehalten werden, und diesen Grundsatz müssen wir auch in internationale Abkommen einbauen, forderte der CSU-Agrarexperte gestern bei einer Fachdiskussion zur Frage Patente auf Pflanzen - Weg oder Irrweg? in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalens in Brüssel.
Deß räumte ein, dass es Überschneidungen und Abgrenzungsproblem bei Fragen des Sortenschutzes und der Patentierbarkeit gebe. Doch für Züchter müsse der freie Zugang zu den Ressourcen sichergestellt sein. Er habe nichts gegen das Unternehmen Monsanto, doch in seinem Betrieb würde er gentechnisch veränderte Pflanzen nicht anbauen, so der CSU-Politiker. Jahrhunderte ohne Patente habe es dennoch enorme züchterische Fortschritte gegeben.
Der CSU-Europaabgeordnete forderte, dass der Zugang für Landwirte zu frei gezüchteten Pflanzen erhalten bleiben müsse, sonst gibt es eine Monopolisierung der Pflanzenzucht. Darauf müsse die EU auch bei den laufenden Verhandlungen für die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) mit den USA achten. Deß verwies auf eine Entschließung des EU-Parlaments vom Mai 2012, in der sich dieses gegen Patente auf konventionelle Züchtung ausgesprochen hatte.
Dr. Christoph Then vom Verein Testbiotech und dem Bündnis Kein Patent auf Leben verwies auf seine Mitarbeit an einer Arbeitsgruppe der Kommission, die am 18. Mai in Brüssel einen Bericht zu diesem Thema vorlegen werde. AgE
(21.04.2016)