Isermeyer vermisst Orientierung für künftige Nutztierhaltung

Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 
Ernüchtert über den Stand der Tierwohldiskussion in Deutschland zeigt sich der Präsident des Thünen-Instituts (TI), Prof. Folkhard Isermeyer. „Zu den grundlegendsten Fragen der Nutztierhaltung gibt es nach wie vor keine gesellschaftliche Übereinkunft“, beklagte der Wissenschaftler gegenüber AGRA-EUROPE. Damit fehle jegliche Orientierung für politisches und unternehmerisches Handeln.
Solange zu den Kernfragen keine klare Linie existiere, „werden Tier- und Umweltverbände ebenso wie Journalisten weiterhin Missstände anprangern, und die Bedingungen für investitionswillige Landwirte werden sich weiter verschlechtern“, warnte der Wissenschaftler. Schon heute gehe in vielen Regionen „gar nichts mehr“. Ohne Investitionen könne es aber keinen verbesserten Tierschutz geben.
Die gegenwärtige Marktkrise bietet laut Isermeyer neben gravierenden Folgen für viele Betriebe auch eine Chance für mehr Realismus in der gesellschaftlichen Debatte. So könne man derzeit viel leichter verständlich machen, dass höhere Standards etwa zur Erreichung von Tierwohlzielen nur in Verbindung mit Ausgleichszahlungen oder höheren Agrarpreisen umzusetzen seien. „Wer jetzt einfach nur die Auflagen verschärft, treibt viele Tierhaltungen in den Ruin und fördert die Verlagerung der Produktion ins Ausland“, stellte der Wissenschaftler klar.
Für gerechtfertigt hält der Thünen-Präsident staatliche Finanzhilfen in der aktuellen Marktkrise. Voraussetzung sei jedoch, dass sie nicht als Dauersubventionen angelegt seien, „sondern als Notmaßnahme in einer besonders außergewöhnlichen Marktlage“. Instrumente zur Marktsteuerung sind Isermeyer zufolge nicht geeignet, die aktuellen Probleme bei der Milch zu lösen. Keine weitreichenden Änderungen erwartet der Wissenschaftler von der anstehenden Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). AgE (18.07.2016)
Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 

Das könnte Sie auch interessieren

Mehrwertsteuerfinanzierung
Beringmeier ist dafür
18.04.2024 — Der Vorschlag der Zukunftskommission Landwirtschaft für eine Mehrwertsteuerfinanzierung findet beim WLV grundsätzliche Zustimmung. Allerdings müsse er konkretisiert werden. Entscheidend seien eine gesetzliche Regelung, dass die Einnahmen vollständig den Betrieben zuflössen und diese Planungssicherheit für 20 Jahre bekämen, so der WLV.
Nachwachsende Rohstoffe
Anbau war 2023 rückläufig
17.04.2024 — Der Flächenbedarf für nachwachsende Rohstoffe (NawaRo) ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) war dafür eine geringere Biogasverstromung ursächlich. Im Segment des Energiepflanzenanbaus für Biogas ging der Flächenbedarf um 11% zurück. Der Trend dürfte sich fortsetzen, sofern die Konditionen für Alt-Biogasanlagen nicht verbessert werden, so die FNR.
Nährstoffbericht Niedersachsen
Stickstoffsaldo sinkt immer weiter
16.04.2024 — Die Nährstoffüberschüsse in Niedersachsen haben sich 2022/23 weiter verringert. Gemäß dem 11. Nährstoffbericht der Landwirtschaftskammer lag der Stickstoffsaldo um 50.461 Tonnen unter der zulässigen Menge. Fortschritte gab es auch beim Phosphat. Beim rechnerischen Bedarf stand hier unterm Strich ein Minus von 26.099 Tonnen. Die Verringerungen schlagen aber noch nicht auf die Oberflächen- und Grundwassermessstellen durch. Aus Sicht von Agrarministerin Staudte müssen die Anstrengungen somit fortgesetzt werden. Landvolkpräsident Hennies fordert indes eine Verschlankung des Düngerechts.
Rundumschutz
R+V-AgrarPolice
Im Schadenfall kann die wirtschaftliche Existenz des Betriebes und damit die Lebensgrundlage der Familie und der Mitarbeiter schnell gefährdet sein. Landwirtschaftliche Unternehmer sind kaum in der Lage, für diesen Fall ausreichend Rücklagen zu bilden. Die R+V-AgrarPolice bietet umfassenden betrieblichen Versicherungsschutz, den Sie individuell für Ihren Betrieb zusammenstellen können.en.
"agra" 2024
Mehr Markt und weniger Staat
15.04.2024 — Für mehr Markt und weniger Staat hat sich Sachsens Bauernpräsident Krawczyk ausgesprochen. Auch wenn die Agrarmärkte mitunter brutal sind, wünscht er sich keinen starken Staat, der sich andauernd in unternehmerische Fragen einmischt und zudem häufig belehrend auftritt. Krawczyk wies beim agrarpolitischen Forum der "agra" darauf hin, dass die bisherige Subventionierungspraxis am Ende ist, wenn kein öffentliches Geld mehr da ist. Der SLB-Präsident plädiert deshalb für eine Politik, die Freiheiten und Gestaltungsspielräume eröffnet, anstatt Produktionsstandards mehr und mehr nach oben zu schrauben und unternehmerische Landwirte immer weiter einzuengen.

xs

sm

md

lg

xl