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Eine Neuverhandlung der Preisabschlüsse zwischen Molkereien und dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) fordert der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV). Nach Ansicht des Verbandes stehen ALDI, Edeka, REWE und Co. in der Pflicht, die erkennbare positive Marktentwicklung unverzüglich an die Milchbauern weiterzureichen.
WLV-Vizepräsident Wilhelm Brüggemeier erinnerte heute daran, dass die großen Handelsunternehmen im Frühjahr viele Produktpreise aufgrund ihrer Marktmacht übermäßig stark gesenkt hätten. Damit hätten sie eine Abwärtsspirale bei den Erzeugerpreisen in Gang gesetzt, die mittlerweile Spuren zeige. Neue Zahlen belegten, dass eine Reihe von Höfen wegen der Krise die Kühe abgeschafft oder ihre Betriebe für immer geschlossen habe. Der Preiskampf des LEH kostet immer mehr Existenzen; dies muss ein Ende haben, mahnte Brüggemeier.
Bei vielen Milchbauern führe die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels auch deswegen zu besonderer Verbitterung, weil die großen Händler aus durchsichtigen Marketingmotiven immer stärker dazu übergingen, neue Produktionsstandards vorzugeben, so der WLV. Diese reichten oft über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus und sollten nach den Vorstellungen des Handels von den Bauern ohne Kostenerstattung erfüllt werden. Jüngstes Beispiel für dieses Gebaren sei ein neuer Forderungskatalog der Edeka-Gruppe, der in dieser Woche bekannt geworden sei.
WLV-Präsident Johannes Röring übte scharfe Kritik: Wer exzessive Billigpreisstrategien zu Lasten der Bauern verfolgt und sich zugleich als Vorkämpfer in Sachen Nachhaltigkeit präsentiert, ist schlicht unglaubwürdig. Nachhaltigkeit habe auch eine soziale Säule, nicht nur für Bauern in der sogenannten Dritten Welt, sondern auch für unsere Bauernfamilien zwischen Rhein und Weser. Wenn der LEH glaubwürdig gesellschaftliche Verantwortung übernehmen wolle, dann müsse er die Landwirtschaftsbetriebe entlasten. AgE
(08.08.2016)