Weil sich in Frankreich eine sehr schlechte Weichweizenernte abzeichnet, könnte das Land seinen ersten Platz auf der Rangliste der Exporteure in der Europäischen Union bei diesem Produkt an Deutschland verlieren. Davon geht zumindest der Geschäftsführer der Pariser Agrarconsulting Agritel, Michel Portier, aus.
Bei einer Pressekonferenz gestern in Paris prognostizierte der Experte für 2016/17 einen Rückgang der französischen Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr um 60 % auf nur noch 5,1 Mio t Weichweizen. Seiner Einschätzung nach wird es in dieser Vermarktungssaison wahrscheinlich nicht gelingen, Ware nach Ägypten auszuführen. Außerdem dürften weitere wichtige Kunden wie Marokko und Algerien auf Schwarzmeerware ausweichen, wenn nicht sogar auf US-Weizen. Indes werde Deutschland voraussichtlich 6,65 Mio t Weichweizen exportieren und damit vom zweiten auf den ersten Platz der größten Ausfuhrländer der Union vorrücken.
Die pessimistische Exportprognose für das eigene Land begründete Portier zum einen mit dem niedrigen Hektolitergewicht von französischem Weichweizen, das mit nur 70 kg für Kunden in Drittländern relativ unattraktiv sei. Zum anderen sei in der laufenden Ernte bislang nur ein Durchschnittsertrag von 5,48 t Weichweizen je Hektar erzielt worden; mit diesem schlechtesten Ergebnis seit 1983 werde der Fünfjahresdurchschnitt sogar um 26 % verfehlt. In der Folge dürften die französischen Bauern 2016 nur schätzungsweise 28,68 Mio t Weichweizen dreschen, nach 38,94 Mio t im Vorjahr. AgE
(11.08.2016)