Eine größere Bereitschaft der Molkereien für eine Neugestaltung ihrer Lieferbeziehungen mit den Milcherzeugern hat Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt angemahnt. Zwar gebe es einzelne positive Beispiele und erfolgversprechende Modelle, sagte der Minister auf der Jahrestagung des Milchindustrie-Verbandes (MIV) heute in Berlin. Das reiche jedoch noch nicht aus.
Ziel müsse es sein, die Marktrisiken entlang der Wertschöpfungskette gerechter zu verteilen, so Schmidt. Diesem Anliegen müssten sich alle Molkereien verschreiben. Wir brauchen strukturelle Veränderungen, um für eine künftige Marktkrise besser gewappnet zu sein, sagte der Minister. Die Erzeuger benötigten eine kalkulierbare Berechnungsgrundlage, um nicht die Folgen eines Preisrückgangs allein schultern müssen. Der Ressortchef lobte das Bekenntnis des MIV, die heimische Milchbasis erhalten zu wollen. Voraussetzung dafür sei allerdings ein anderes Verständnis von Rohstofflieferant. Der Minister betonte erneut das Recht der Wirtschaft, neue Konzepte in Eigenregie zu entwickeln. Er werde keine Musterlieferverträge vorgeben.
Der Vorsitzende des MIV, Peter Stahl, rief dazu auf, den Marktkräften zu vertrauen. Die Entwicklung zeige, der Markt funktioniert. Der Rückgang des Milchangebots als Folge des Preisabschwungs der letzten beiden Jahre habe zu einer Preisstabilisierung geführt, und zwar unabhängig von de im Rahmen des zweiten EU-Hilfspakets beschlossenen Prämien zur Produktionsdrosselung.
Kritisch äußerte sich Stahl zur politischen Debatte über einen drohenden Strukturbruch in der Milcherzeugung. Der Strukturwandel in der Milcherzeugung laufe seit Jahrzehnten. Die Beschleunigung während der letzten beiden Jahre sei eine Reaktion auf die Marktentwicklung und stelle keinen Strukturbruch dar. Keine Notwendigkeit sieht der MIV für die Bildung eines Branchenverbandes. AgE
(24.10.2016)