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Nach dem Deutschen Tierschutzbund hat nun als letzte Tierschutzorganisation auch ProVieh die Mitarbeit im Beraterausschuss der Initiative Tierwohl (ITW) aufgekündigt.Die Grundvoraussetzungen bei der Initiative seien zu niedrig angesetzt und vom ursprünglich erarbeiteten Tierwohlkonzept bleibe kaum noch etwas übrig, kritisierte das Gründungsmitglied der ITW heute in einer Stellungnahme.Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, betonte ProVieh-Vorstandsmitglied Udo Hansen. Doch spiele beispielsweise der ungekürzte Ringelschwanz als wichtigster Tierwohlindikator bei der ITW keine Rolle mehr. Zudem werde die Bereitstellung von Raufutter, ursprünglich als Pflicht geplant, nur zur Wahl gestellt.
Andere Tierwohlmaßnahmen wie Einstreu, weiche Liegeflächen und Auslauf ins Freie würden voraussichtlich ab 2018 nicht mehr bonitiert.
Laut Hansen hat sich ProVieh bis zuletzt mit Nachdruck für mehr Transparenz, Verantwortung und besonders für mehr Tierwohl eingesetzt. Die ITW habe jedoch deutlich gezeigt, dass ihre Priorität vor allem darin liege, vielen Betrieben möglichst billig Tierwohl per Audit zu bescheinigen. Damit würden die vielen Millionen Euro der ITW für ein flächendeckendes Alibi-Tierwohl verschwendet. Hansen kündigte an, dass sich ProVieh nun verstärkt für eine gesetzliche Haltungskennzeichnung - wie bei Eiern - stark machen werde, denn dies sei die konsequente Lösung für mehr Tierwohl und Verbrauchertransparenz.
Das Ausscheiden der Tierschützer aus dem Beraterausschuss wurde von der ITW bedauert. ITW-Geschäftsführer Dr. Alexander Hinrichs erklärte, man hätte sich gewünscht, dass ProVieh weiter aktiv an der Gestaltung der Initiative Tierwohl mitarbeite und sich nicht aus der Verantwortung für einen machbaren Wandel zieht. Der plötzliche Richtungswechsel sei irritierend, da noch vor kurzem im Beratungsausschuss zusammen mit ProVieh die Weiterentwicklung der initiative erörtert worden sei. Der Wandel zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft mit mehr Tierwohl gehe nur Schritt für Schritt und mit Kompromissen aller Branchenakteure, betonte Hinrichs. Die ITW werde weiterhin den Dialog mit Tierschutzorganisationen suchen und aktiv vorantreiben. AgE
(25.10.2016)