Die Veredlungsproduzenten und Verbraucher müssen zusammen Wege finden, um die Tierhaltung in Deutschland weiterzuentwickeln. Das hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, bei einer Veranstaltung der BayWa AG am Mittwoch in München betont. Die Tierhalter hätten die Haltungsbedingungen in der Vergangenheit bereits im Sinne des Tierwohls weiterentwickelt und würden dies auch weiter tun, betonte Rukwied. Doch dieser Weg benötige auch Zeit, und zwar für die Entwicklung und wissenschaftliche Beurteilung neuer Haltungsverfahren, für die praktische Umsetzung in der Breite der landwirtschaftlichen Tierhaltung und nicht zuletzt dafür, im Markt Akzeptanz und Honorierung zu finden.
Der Bauernpräsident wies darauf hin, dass die Landwirtschaft einen breiten Dialog mit Wissenschaft, Praxis und Wirtschaft über die Entwicklung der Nutztierhaltung führe. Was diese Diskussion aber nicht weiterbringt, sind Parolen, Polarisierungen und Schuldzuweisungen, stellte Rukwied klar. Die gesellschaftliche und politische Diskussion sei nicht leicht zu führen, da Tierhalter, Vermarkter und Verarbeiter auf der einen sowie die Verbraucher und die Gesellschaft auf der anderen Seite unterschiedliche Sichtweisen hätten. Unabhängig davon sei jedoch unübersehbar, dass sich gesellschaftliche Maßstäbe verschoben hätten. Dies nehmen wir sehr ernst, unterstrich Rukwied. Notwendig sei aber eine sachliche Auseinandersetzung über die Zukunft der Tierhaltung und die wirtschaftlichen Realitäten der Märkte.
Rukwied hob die beiderseitige Verantwortung von Verbrauchern und Tierhaltern hervor: Wir müssen gemeinsam Wege finden, den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden und dies in eine Nachfrage umzuwandeln, welche die tatsächlichen Aufwendungen der Tierhalter auch entsprechend honoriert. Solange die gesellschaftlichen Erwartungen an die heimische Tierhaltung und das Kaufverhalten der Verbraucher nicht übereinstimmten, befinde man sich in einem unauflösbaren Dilemma, so der Bauernpräsident. Die Nachhaltigkeit und das Tierwohl seien zwar medial gefragt, würden bisher aber wirtschaftlich wenig honoriert. AgE
(07.11.2016)