Pflanzenschutzsteuer mit gravierenden Folgen für den Ackerbau

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Auf die erheblichen finanziellen und ackerbaulichen Folgen einer Besteuerung von Pflanzenschutzmitteln hat Prof. Enno Bahrs von der Universität Hohenheim hingewiesen. Bei der 60. Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees (DMK) nahm Bahrs gestern in Berlin Bezug auf eine 2015 vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) im Auftrag des Kieler Landwirtschaftsministeriums erstellte Studie, die sich für die Einführung einer solchen Abgabe ausspricht. Deren Ziel sei nicht nur die Senkung des Mitteleinsatzes, sondern auch die Mobilisierung von Steuermitteln im Umfang von mindestens 1 Mrd Euro pro Jahr, erläuterte der Hohenheimer Agrarökonom.
Aus ökonomischer Sicht bedeutet eine solche Steuer nach Einschätzung von Bahrs aber auch eine Verteuerung des Getreideanbaus um bis zu 200 Euro pro Hektar. Bei einer intensiven Hochertragswirtschaft, Resistenzproblemen oder bei Sonderkulturen seien sogar noch deutlich höhere Kosten absehbar. Dies betreffe bei den herkömmlichen Kulturen insbesondere Raps oder Kartoffeln. Dem stehe heute ein finanzieller Aufwand für den Pflanzenschutz gegenüber, der im Ackerbau im Schnitt bei unter 180 Euro/ha liege.
Neben den finanziellen Effekten sind laut dem Hohenheimer Agrarökonomen zahlreiche agronomische Folgeeffekte absehbar. So müssten Schadschwellen neu definiert und Herbizide durch mechanische Unkrautbekämpfungsmaßnahmen ersetzt werden. Denkbar sei auch, dass sich Smart Farming vor diesem Hintergrund schneller durchsetzen werde. Zudem gewinne der ökologische Landbau an relativer Vorzüglichkeit.
Bahrs gab aber zu bedenken, dass der Ökolandbau ebenfalls von einer Pflanzenschutzsteuer betroffen wäre, wenn auch in geringerem Maße. Ferner sei fraglich, ob die Besteuerung von Beizmitteln den gewünschten ökologischen Effekt habe, sei diese Form des Pflanzenschutzes doch bereits sehr schonend für Umwelt und Natur. Verzichte man auf solche Methoden, sei auch ein zwangsweiser Mehraufwand beim herkömmlichen Pflanzenschutz möglich, so der Wissenschaftler. Angesichts der gravierenden Folgen einer Besteuerung von Pflanzenschutzmitteln warnte Bahrs deshalb vor der abrupten Einführung einer solchen Abgabe. AgE (23.11.2016)
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