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Auch nach dem Ende der Sanktionen für Agrarprodukte aus Staaten der Europäischen Union dürften die Aussichten für den Export von deutschem Schweine- und Geflügelfleisch nach Russland überschaubar bleiben. Wie Linde Goetz vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) bei der Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees (DMK) vorgestern in Berlin feststellte, waren die Sanktionen im Jahr 2014 nicht der Beginn der russischen Handelsrestriktionen. Vielmehr habe es bereits seit 2012 zunehmende Beanstandungen an europäischen Produkten und Tendenzen einer Abschottungspolitik gegeben.
Laut Goetz forciert Moskau seitdem den Ausbau der heimischen Agrarproduktion, um Russland bei den wichtigsten Produkten unabhängiger vom Ausland zu machen oder sogar selbst zum Exporteur zu werden. Die dafür aufgelegten Förderprogramme hätten in manchen Sektoren durchaus eine spürbare Wirkung gezeigt, betonte die Agrarökonomin. So sei der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch in nur vier Jahren von 67 % auf knapp 90 % gestiegen. Ähnliche Zuwachsraten habe man bei Geflügelfleisch verzeichnet.
Vor diesem Hintergrund geht Goetz nicht davon aus, dass sich die deutsch-russischen Handelsbeziehungen bei diesen Erzeugnissen nach einem Ende der wechselseitigen Beschränkungen wieder ohne weiteres auf das vor dem Embargo verzeichnete Niveau normalisieren werden. Vielmehr sei damit zu rechnen, dass Russland bei solchen Produkten aktiver als Anbieter am Weltmarkt auftreten werde, wie dies beim Weizen bereits zu beobachten sei.
Bessere Chancen bestehen nach Einschätzung der Agrarökonomin hingegen bei Rindfleisch und Milchprodukten. Ihr zufolge schafft es Russland hier bisher nicht, die gewünschten Produktionssteigerungen umzusetzen, so dass beispielsweise Palmöl zur Käseproduktion herangezogen werden muss. Eine Aufhebung der Sanktionen könnte daher durchaus dem europäischen Käseexport zugutekommen, so Goetz. AgE
(24.11.2016)