Optimistisch schätzt der Hauptgeschäftsführer vom Milchindustrie-Verband (MIV), Eckhard Heuser, die Aussichten auf dem Milchmarkt ein. In 2017 werden wir uns alle über bessere Preise freuen, sagt Heuser in einem Interview mit AGRA-EUROPE. Darin prognostiziert er für Deutschland einen durchschnittlichen Erzeugerpreis von plus-minus 32 Cent pro Kilogramm. Bereits zu Jahresbeginn würden sich die Milchpreise weiter verbessern. Entscheidend für die weitere Entwicklung werde die Milchanlieferung sein.
Eine wichtige Rolle misst der Hauptgeschäftsführer dem Export bei. Zwar blieben einige Unsicherheiten. Dennoch erwartet die Branche seinen Angaben zufolge weitere Zuwächse in Asien und anderen Drittlandsmärkten. Handlungsbedarf sieht Heuser auf Seiten der Molkereien. Deutschland sei einerseits großer Drittlandsexporteur, andererseits ein Investor in die dortigen Märkte. In beiden Bereichen könne man mehr Gas geben.
Der deutschen Politik bescheinigt der Verbandsvertreter, sie habe sich in der Milchmarktkrise insgesamt besonnen verhalten, auch wenn Deutschland in 2016 seinen Milchkurs teilweise geändert habe. Die Verantwortung dafür sieht Heuser beim Milchpaket der Europäischen Kommission, das die Industrie zumindest in Teilen als Systembruch empfinde.
Skeptisch bleibt der MIV-Hauptgeschäftsführer gegenüber einer Branchenorganisation Milch: Wir haben nichts gegen die Gründung, glauben aber nicht an einen Erfolg. Eine Absage erteilt Heuser staatlichen Vorgaben für die Gestaltung der Lieferbeziehungen. Die unbegrenzte Anlieferungsmöglichkeit werde von den meisten Milcherzeugern im Strukturwandel hoch geschätzt. Wenn das geändert werden soll, ist die Vertreterversammlung der Molkerei der richtige Ort zur Diskussion, betont er.
Aus der Milchmarktkrise zieht Heuser eine eindeutige Schlussfolgerung: Es bleibt volatil und die Märkte funktionieren. Risikovorsorge sei nicht nur ein steuerliches Thema, wie steigende Umsätze der Warenterminbörsen zeigten. AgE
(29.12.2016)