EU-Pläne bedrohen deutschen Biokraftstoffmarkt und Wertschöpfungsketten

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Eine Abkehr von Biokraftstoffen der ersten Generation würde die Erreichung der Klimaschutzziele erschweren, den Verbrauch konventioneller Kraftstoffe erhöhen und nicht zuletzt den Verlust wichtiger Futtergrundlagen und Wertschöpfung für die deutsche Landwirtschaft nach sich ziehen. Das zeigt eine Studie, in der Prof. Jürgen Zeddies von der Universität Hohenheim für die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP), den Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) und den Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) die Auswirkungen aktueller politischer Beschlüsse auf die Märkte für Biokraftstoffe und deren Rohstoffe untersucht hat.
Laut Zeddies sparten der Einsatz von Biodiesel und Bioethanol im Jahr 2015 insgesamt 6,6 Mio t CO2-Äquivalent oder 3,3 % des gesamten deutschen Ausstoßes an Treibhausgasen (THG) ein. Gleichzeitig sicherten sie den Absatz von 3,2 Mio t Raps, 3,2 Mio t Getreide und 3,1 Mio t Zuckerrüben und lieferten darüber hinaus durch Nebenprodukte wie Rapsschrot rund 40 % des deutschen Proteinfutterbedarfs.
Laut Angaben des Hohenheimer Agrarökonomen dürfte allerdings der im Dezember vorgelegte Entwurf zur Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie gravierende Konsequenzen für konventionell erzeugte Biokraftstoffe wie Biodiesel und Bioethanol mit sich bringen. Dieser sehe nämlich vor, den Absatz solcher Biokraftstoffe der ersten Generation bis 2030 mindestens zu halbieren.
Nach Darstellung von UFOP-Geschäftsführer Stephan Arens wäre die Umsetzung dieser Pläne eine regelrechte Katastrophe für die deutsche Landwirtschaft. Insbesondere die deutschen Rapsbauern stünden „vor riesigen Problemen“, da rund 70 % des deutschen Biodiesels aus Raps hergestellt würden. Laut VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann droht bis 2030 sogar der vollständige Verlust dieser Absatzschiene, da Biokraftstoffe der ersten Generation nach den EU-Plänen nicht mehr auf die THG-Quote anrechenbar sein sollen.
Die Verbände warnen darüber hinaus mit Blick auf die Ergebnisse der Studie, dass der Verzicht auf Biodiesel- und Ethanol in der Bundesrepublik jährlich bis zu 3,1 Mio t Sojaschrot-Äquivalent kosten würde, die aktuell als Koppelprodukt in der Biokraftstoffproduktion anfallen. Zudem würde der Verlust an Wertschöpfung nach ihrer Schätzung rund 22 000 Arbeitsplätze im ländlichen Raum kosten.
Um diese negativen Folgen für den Klimaschutz und die Wirtschaft zu vermeiden, plädieren UFOP, OVID und VDB dafür, die bisher nur in Deutschland verbindlich eingeführte THG-Quote für Biokraftstoffe der ersten Generation EU-weit umzusetzen, was einen dauerhaften Marktanteil von 6 % Biokraftstoffen der ersten Generation sichern würde. „Eine europaweite Einführung einer solchen bindenden THG-Minderungspflicht würde nach Angaben von Zeddies ineffiziente Umlenkungen der Handelsströme von Biokraftstoffen und deren Rohstoffen effektiv unterbinden und lokale Wertschöpfungsketten erhalten. AgE (11.01.2017)
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