Neonikotinoidverbot mit gravierenden Folgen für Umwelt und Wirtschaft

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Das europäische Anwendungsverbot für drei Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonikotinoide (NNI) kostet Rapserzeuger und -verarbeiter in der Europäischen Union jährlich etwa 900 Mio Euro und zieht zudem negative Folgen für Umwelt und Klima nach sich. Zu diesem Ergebnis kommt eine von Bayer und Syngenta beauftragte und von der Forschungsgesellschaft HFFA durchgeführte Studie, die heute in Berlin vorgestellt wurde.
Laut Mitautor Dr. Steffen Noleppa führt das Neonikotinoidverbot zu einem durchschnittlichen Ertragsverlust von rund 4 %, was einer Erntemenge von gut 900 000 t entspricht. Zudem seien wegen des Verzichts auf den Wirkstoff in der Praxis im Mittel 0,73 zusätzliche Pflanzenschutzanwendungen notwendig, was einen Qualitätsverlust beim Erntegut von durchschnittlich 6,3 % aber nicht vermeide, erläuterte Noleppa. Diese Effekte summieren sich nach seinen Berechnungen auf 900 Mio Euro im Jahr.
Laut dem Berliner Agrarökonomen kommt es darüber hinaus zu globalen Folgeeffekten: So müsse die fehlende EU-Rapserzeugung bei anhaltend hoher Nachfrage zwangsläufig durch Importe von Ölsaaten ausgeglichen werden, was mit einem zusätzlichen Anbauflächenbedarf von geschätzten 533 000 ha einhergehe, verdeutlichte Noleppa. Da dieser oft zu Lasten ökologisch wertvoller Naturräume gehe, verursache dies durch Urbarmachung und Zerstörung von Biotopen einen zusätzlichen Treibhausgasausstoß, der mit 80,2 Mio t Kohlendioxid etwa der jährlichen Klimagasbilanz Österreichs entspreche.
Nach Noleppas Darstellung wird zudem in den neuen Anbauregionen zur Produktion derselben Menge Ölsaaten mehr Wasser als in Europa verbraucht. Die Umwandlung von Grasland und artenreichen Lebensräumen in Ackerflächen bleibe auch nicht ohne Folgen für die Artenvielfalt, betonte der Agrarökonom.
Wegen dieser eklatanten Folgen für Wirtschaft und Umwelt empfiehlt Noleppa, bei der Bewertung der Neonikotinoide auch den Nutzen dieser Wirkstoffe in Betracht zu ziehen. Die Verwendung der „zweitbesten Lösung“ in Form anderer Wirkstoffe ist ihm zufolge keine echte Alternative, da deren Einsatz weniger effektiv wäre und weil dies wegen des künstlich eingeschränkten Wirkstoffspektrums zu Resistenzproblemen führen könnte. AgE (16.01.2017)
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