Der chinesische Markt dürfte 2016 die Schweiz als wichtigster Abnehmer deutscher Güter der Agrar- und Ernährungswirtschaft abgelöst haben. Wie der Sprecher der German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA), Dr. Franz-Georg von Busse, gestern in Berlin auf der Basis vorläufiger Daten berichtete, ist China im vergangenen Jahr mit einer Steigerung der Bezüge um gut 32 % auf fast 1,5 Mrd Euro bereits auf den dritten Platz der Hauptabnahmeländer vorgerückt. Mit Hongkong sei der Export dorthin mit geschätzten 1,77 Mrd Euro bereits deutlich größer als die Lieferungen in die Schweiz mit 1,6 Mrd Euro.
Beim Gesamtexport deutscher Agrarrohstoffe und Lebensmittel geht die GEFA 2016 von einem Zuwachs von 1,4 % aus. Einschließlich der Landtechnik haben die Ausfuhren nach aktueller Hochrechnung der GEFA und des Fachverbandes Landtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) 74,6 Mrd Euro erreicht. Russlands Einfuhrbeschränkungen zeigen der Exportvereinigung zufolge indes Wirkung. Binnen drei Jahren sei Russland vom ersten auf den fünften Platz der wichtigsten Drittlandmärkte abgesackt.
Allerdings verzeichnete der VDMA bei den Landtechnikimporten Russlands aus Deutschland mit einem Plus von fast 50 % auf 417 Mio Euro einen regelrechten Sprung, so dass die russischen Gesamteinfuhren an Agrar- und Ernährugnsgüter einschließlich der Landtechnik 2016 um etwa 15 % auf 1,11 Mrd Euro stiegen. Der kräftige Zuwachs bei der Landtechnik resultiert nach Einschätzung des Geschäftsführers vom VDMA Landtechnik, Dr. Bernd Scherer, vor allem aus der guten russischen Getreideernte und der dadurch besseren Liquidität der dortigen Agrarbetriebe. Die gesamten deutschen Landtechnikexporte dürften sich 2016 mit rund 7,2 Mrd Euro aber nur knapp behauptet haben.
Auch für dieses Jahr rechnet Scherer mit bestenfalls stabilen Umsätzen. Gegen eine deutliche Erholung sprächen die anhaltend niedrigen Preise auf wichtigen Agrarmärkten, die wenig Spielraum für Neuinvestitionen in Landtechnik zuließen.
Laut von Busse sind auch die Aussichten für die übrige Exportbranche unsicher wie selten. Neben den nicht absehbaren Folgen des Brexits und der politischen Veränderungen in den USA mache den Exporteuren auch der aktuelle Trend gegen Freihandelsabkommen große Sorgen, so der GEFA-Sprecher. Nach seiner Überzeugung ist die Politik daher noch stärker als bisher als Türöffner für einen fairen Handel gefordert. AgE
(20.01.2017)