Mit Blick auf die gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen der jüngsten Milchmarktkrise hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, weitere politische Anstrengungen zur Stärkung der Milchbauern in der Vermarktungskette gefordert. Er sieht aber auch bei den Milchbauern noch Potential zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
Beim DBV-Fachforum Milch am Rande der Internationalen Grünen Woche (IGW) erklärte Rukwied heute in Berlin, als Unternehmer müssten sich die Milchbauern regelmäßig die Frage stellen, ob sie mittel- und langfristig auf ihren Höfen erfolgreich aufgestellt seien. Dazu gehöre auch ein kritischer Blick auf die Vermarktung, denn es seien die eigenen Erzeugerorganisationen und Genossenschaften, mit denen die Bauern auf regionalen und internationalen Märkten Wertschöpfung sichern müssten.
Rukwied sieht aber gleichermaßen die Politik in der Pflicht, dafür die notwendigen Rahmenbedingungen zu setzen und den Milchmarkt zu begleiten. Die langjährige politische Vorgabe, den europäischen Milchmarkt fortlaufend zu liberalisieren, ist Fakt. Die nationale und europäische Politik müssen jedoch weiterhin Leitplanken setzen, die Strukturbrüche in der Milcherzeugung verhindern, mahnte der DBV-Präsident. Überprüft werden muss nach seiner Auffassung auch die mit öffentlichen Mitteln unterstützte Einlagerung von Milchprodukten. Als marktstabilisierende Maßnahme gelte es zudem, die Öffnung attraktiver Drittlandmärkte voranzutreiben.
Ebenfalls von hoher Bedeutung sei eine für die Milchbauern praktikable Weiterentwicklung der Tier- und Umweltschutzstandards, so Rukwied. Wir Landwirte haben in den vergangenen Jahrzehnten stets bewiesen, dass wir zu Weiterentwicklungen bereit sind, betonte der Bauernpräsident. Höhere Produktionsstandards, ob vom Gesetzgeber oder von Marktpartnern gesetzt, müssten jedoch immer so gestaltet sein, dass sie effektiv, sachgerecht, für die Landwirte praktikabel und wirtschaftlich darstellbar seien. Dieses Ziel scheine in einigen Diskussionen aber völlig aus dem Blick geraten zu sein, beklagte Rukwied. AgE
(24.01.2017)