Im Rahmen der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) dürfte es auch zu Anpassungen an der europäischen Milchmarktpolitik kommen. Auf dem gestrigen Milchgipfel in der sächsischen Vertretung in Brüssel forderte EU-Agrarkommissar Phil Hogan die Teilnehmer des Gipfels deshalb auf, sich in die Debatte um die anstehende Agrarreform einzubringen. In der Podiumsdiskussion waren sich alle einig, dass eine Reform auch der EU-Milchmarktpolitik zwingend notwendig sei.
Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt mahnte indes auch die unternehmerische Verantwortung aller Beteiligten in der Milchkette an. Er verwies auf die zuletzt geleisteten umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen für die Milchbauern. Der CDU-Europaabgeordnete Dr. Peter Jahr sieht insbesondere bei der Ausgestaltung der Verträge zwischen Erzeugern und Molkereien Handlungsbedarf. Hier sei es besonders wichtig, dass es zu klaren Verabredungen über die Mengen und Auszahlungspreise komme. Als Vorbild nannte Jahr den Getreidemarkt. Gegenüber AGRA-EUROPE bekräftigte der CDU-Agrarpolitiker, dass es Aufgabe der Politik sei, diese Rahmenbedingungen sicherzustellen.
Nach Angaben des Leiters des Brüsseler Büros des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Simon Schlüter, sind insbesondere die Interventionskäufe ein wichtiges Mittel, um Preiseinbrüche auf dem Milchmarkt abzufedern. Teilweisen Widerspruch erhielt er hier vom Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Eckhard Heuser, sowie Dr. Jens Schaps von der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission. Beide sehen die Intervention zwar als wichtiges Mittel, um kurzfristig Preiseinbrüche abzufangen. Sie mahnten jedoch einen verantwortungsvollen Umgang mit diesem Instrument an. Heuser forderte insbesondere ein vorsichtiges Agieren beim Verkauf der Interventionsbestände.
Insgesamt kritisch für den europäischen Milchmarkt werden die geplanten Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Neuseeland gesehen. Hier müsse es Sonderregelungen für den Milchbereich geben, ansonsten würden die Milchbauern in der EU zu den Verlierern gehören, sagte Jahr gegenüber AGRA-EUROPE. AgE
(09.02.2017)