Die Schweinehalter in Deutschland fordern angesichts immer strengerer Produktionsauflagen und Tierwohlanforderungen klare Zukunftsperspektiven für ihre Betriebe. Wenn ich als Gesellschaft immer höhere Anforderungen für das Tierwohl, an die Betriebsstruktur und an die Umwelt stelle, dann brauchen wir eine Übereinkunft, wie die Gesellschaft das finanzieren will, betonte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Heinrich Dierkes, gestern bei der Mitgliederversammlung seiner Organisation in Münster. Die gesellschaftlich gewünschte Weiterentwicklung der Tierhaltung könne nicht allein von den Landwirten bezahlt werden; ohne zusätzliches Kapital auf den Höfen könne es keine Investitionen in neue Haltungssysteme geben.
Dierkes machte zudem klar, dass die Politik selbst durch sich beißende gesetzliche Vorgaben Fortschritte im Tierwohl verhindere. So werde der Bau eines Auslaufs in der Schweinehaltung durch notwendige Genehmigungen, teure Gutachten und Immissionsschutzauflagen praktisch unmöglich gemacht. ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack stellte in diesem Zusammenhang klar: Wer will, dass sich Betriebe verändern, der muss dazu auch die Basis schaffen. Gerade in diesem Punkt habe Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendicks nichts getan, um zu einer Lösung des Zielkonflikts zwischen Umwelt- und Tierschutz zu kommen. Stattdessen versuche sie, wie bei ihren neuen Bauernregeln, mit Pauschalkritik im Vorwahlkampf auf Stimmenfang für die SPD zu gehen.
Auf deutliche Kritik der ISN stieß zudem das Magdeburger-Urteil zur Sauenhaltung. Erst vor drei Jahren seien alle Sauenhalter in Deutschland überprüft worden; nun müssten dieselben Kastenstände umgebaut werden, weil sie einem Gericht zu schmal geworden seien, kritisierte Dierkes. Doch niemand könne derzeit den Haltern sagen, wie dies genau geschehen solle. Notwendig seien Rechtssicherheit und langfristige Übergangsphasen, betonte der ISN-Vorsitzende. Ansonsten würden die hiesigen Sauenhalter schlicht weggeputzt und das Geschäft der Ferkelproduktion ins Ausland verlagert. Diese Befürchtung gelte umso mehr, da auch die Probleme des Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration ab 2019 in Deutschland noch immer nicht gelöst seien. AgE
(02.03.2017)