Neue Instrumente für künftige Milchpreiskrisen gefordert

Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 
Für eine bessere Krisenvorbereitung des Staates im Milchbereich haben sich Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk und sein Amtskollege aus Niedersachsen, Christian Meyer, ausgesprochen. Beim 8. Berliner Milchforum des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und Milchindustrie-Verbandes (MIV) in Kooperation mit dem Deutschen Raiffeisenverband (DRV) und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) forderten beide Politiker, dass zusätzliche Instrumente rechtlich vorbereitet und als „Schubladenprogramme“ bereitliegen sollten. Hauck stellte klar, dass er ein grundsätzlicher Gegner einer staatlichen Mengenregulierung sei. Der Staat brauche mit seinen Entscheidungsprozessen zu lange. Als das Mengenreduktionsprogramm angelaufen sei, habe beispielsweise Müller-Milch bereits wieder mehr Milch benötigt. Ein gut vorbereitetes Krisenmanagement sei ein besseres Instrument.
Meyer befürwortet eine flexible Mengensteuerung, allerdings nur im Krisenfall und auf europäischer Ebene. Die neu gestalteteten Kriseninstrumente müssten aber auch gewollt sein. Gerade beim zuständigen EU-Agrarkommissar Phil Hogan ist sich Meyer da nicht sicher. Insgesamt will der Landwirtschaftsminister die Landwirte stärken und ihnen mehr Wahlfreiheit bei ihren Lieferbeziehungen ermöglichen. Hier kritisierte er die starre Haltung der großen Molkereien in den letzten Jahren.
Der Milchbauernpräsident des DBV, Karsten Schmal, verwies erneut auf die Strukturschwächen bei den Molkereien und Lieferbeziehungen, die im Zuge der Milchkrise aufdeckt worden seien. Den Sachstandsbericht des Bundeskartellamtes zu den Milchlieferbedingungen sieht er nicht „als Frontalangriff auf die Molkereigenossenschaften“, sondern als „Anregung zur Diskussion“. Aber auch die Erzeuger seien gefragt und müssten beispielsweise vor Investitionen in Stallerweiterungen mit den Abnehmern reden und „nicht einfach den Stall spiegeln“.
Der Sprecher des Deutschen Milchkontors (DMK), Ingo Müller, erinnerte daran, dass die vorangegangene Milchpreiskrise 2009 noch zu Zeiten der Milchquote stattgefunden habe. Einer Mengen- oder erneuten Quotendiskussion erteilte er eine klare Absage. Für Prof. Folkhard Isermeyer vom Thünen-Institut (TI) fehlt ein Zukunftsbild, wie sich die Nutztierhaltung in Deutschland entwickeln soll. Er warb erneut für eine nationale Nutztierstrategie, mit der Ziele und Wege dahin geklärt werden sollen.
Unterdessen wurde beim dem Forum klar, dass es keinen Königsweg für die Milchbauern nach der jüngsten Milchpreiskrise gibt. Die eingangs gestellte Frage der Podiumsdiskussion „Gesellschaft im Wandel - Gibt es einen verlässlichen Weg für die deutschen Milchbauern?“ musste unbeantwortet bleiben. AgE (20.03.2017)
Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 

Das könnte Sie auch interessieren

Ukrainische Agrareinfuhren
Kein akutes Risiko für Marktverwerfungen
28.03.2024 — Die EU-Kommission sieht derzeit keine akute Gefahr von Marktverwerfungen durch steigende Agrareinfuhren aus der Ukraine. Eine qualifizierte Mehrheit der EU-Botschafter steht trotzdem auf der Kippe. Unterdessen warnen Deutschland und die Niederlande davor, der Ukraine in den Rücken zu fallen. Die französische Agrarbranche hat zwischenzeitlich die eigene Regierung in das Lager der Nein-Sager getrieben.
GAP-Änderungen
Özdemir stimmt Schnellverfahren zu
27.03.2024 — Die EU-Staaten haben sich einstimmig für eine schnelle Annahme der vorgeschlagenen GAP-Änderungen eingesetzt. Bundesagrarminister Cem Özdemir warnt allerdings vor einer verwässerten Fruchtfolge. Während der CDU-Europaabgeordnete Norbert Lins das geforderte Eilverfahren erleichtert aufnimmt, krisiert der grüne Abgeordnete Martin Häusling das Verfahren scharf.
Agrarstrukturerhebung
Schweinehaltung am stärksten abgebaut
27.03.2024 — Die umfassende Agrarstrukturerhebung aus dem Jahr 2023 zeigt, dass innerhalb von drei Jahren die Schweinehaltung in Deutschland spürbar geschrumpft ist. Die Zahl der Halter und der Schweine nahm zweistellig ab. Bei Rindern war der Schwund geringer, wobei aber viele Milcherzeuger die Produktion aufgaben. Bei Legehennen wurden die Haltungsplätze hingegen aufgestockt.
Rundumschutz
R+V-AgrarPolice
Im Schadenfall kann die wirtschaftliche Existenz des Betriebes und damit die Lebensgrundlage der Familie und der Mitarbeiter schnell gefährdet sein. Landwirtschaftliche Unternehmer sind kaum in der Lage, für diesen Fall ausreichend Rücklagen zu bilden. Die R+V-AgrarPolice bietet umfassenden betrieblichen Versicherungsschutz, den Sie individuell für Ihren Betrieb zusammenstellen können.en.
Tierwohlcent
Holzenkamp gegen Flaschenhals-Lösung
26.03.2024 — Leidtragende einer Verbrauchsteuer auf Fleisch, die an Schlachthöfen und Zerlegungsbetrieben erhoben würde, wären laut Raiffeisenverband die Erzeuger. Stattdessen fordert der DRV eine Steuer auf Endverbraucherebene. Notwendig sei eine bürokratiearme Lösung.

xs

sm

md

lg

xl