Dem größten Schweineschlachthof Belgiens, einem Betrieb der Debra Group in Tielt, ist Ende vergangener Woche von der flämischen Regierung wegen grober Verstöße gegen das Tierschutzrecht die Produktionserlaubnis entzogen worden. Damit reagierte der für das Tierwohl zuständige flämische Minister Ben Weyts auf belastendes Filmmaterial, das die Tierschutzorganisation Animal Rights mit einer versteckten Kamera über einen Zeitraum von anderthalb Monaten in dem Betrieb aufgenommen und am 22. März veröffentlicht hatte.
Die Aufnahmen zeigen unter anderem, wie ein Schwein vom Transportband bei vollem Bewusstsein in ein etwa 60 °C heißes Wasserbad getaucht wird, das eigentlich die Entfernung der Borsten bereits geschlachteter Tiere erleichtern soll. Außerdem ist zu sehen, wie nicht betäubten Schweinen die Halsschlagader durchgeschnitten wird.
Die Debra-Geschäftsführung zeigte sich vom Inhalt der Reportage besonders schockiert. Unter anderem will das Unternehmen die Zahl der Überwachungskameras in den betroffenen Schlachthofzonen nun um sechs auf elf erhöhen, wobei die Aufnahmen durchgehend live an eine zuständige Kontrollbehörde gesendet werden sollen. Außerdem wurden zwei unter Verdacht geratene Mitarbeiter vorläufig beurlaubt und drei Mitarbeiter von Subunternehmen entlassen. Externe Transporteure wurden aufgefordert, ihre Mitarbeiter zu zwingen, die tierschutzrechtlichen Anforderungen jederzeit einzuhalten.
Der Debra-Betrieb in Tielt schlachtet nach eigenen Angaben wöchentlich durchschnittlich 35 000 Schweine. Das Fleisch wird unter anderem im Rahmen des belgischen Qualitätssicherungssystems Certus vermarktet, das vom deutschen System der QS Qualität und Sicherheit GmbH als gleichwertig anerkannt ist. Allerdings hat der belgische Zeichengeber Belpork dem Schlachthaus das Certus-Zertifikat mittlerweile entzogen. Außerdem stoppte die belgische Lebensmitteleinzelhandelskette Delhaize, die in sieben Ländern aktiv ist, den Bezug von Schweinefleisch aus dem Betrieb. Die belgischen Bauernverbände Boerenbond und ABS befürchten einen drastischen Imageverlust für die heimische Schweinebranche. AgE
(31.03.2017)