Nachfröste mit Temperaturen von bis zu minus 7° Celsius haben in der vergangenen Woche im deutschen Wein- und Obstbau zum Teil große Schäden verursacht. Allerdings kann die genaue Schadenshöhe noch nicht beziffert werden. Wie der Geschäftsführer des Bundesausschusses Obst- und Gemüse (BOG), Dr. Hans-Dieter Stallknecht, heute gegenüber AGRA-EUROPE ausführte, war Sommerobst wie Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, Johannisbeeren und Erdbeeren stärker betroffen als Kernobst. Zudem seien die Anlagen mit Frostschutzberegnung überwiegend glimpflich davon gekommen. Alternative Maßnahmen wie Hubschraubereinsätze und Wachsfeuer hätten dagegen weniger Erfolg gehabt.
Nach Bundesländern betrachtet sind laut Stallknecht vor allem die Obstanlagen in Baden-Württemberg, Hessen, dem südlichen Rheinland-Pfalz, Sachsen und Brandenburg sowie dem bayerischen Teil des Bodensees betroffen. Die Schäden im Alten Land dürften wohl kleiner ausfallen. Dort seien die Temperaturen nicht so tief gefallen, und viele Anlagen seien mit einer Frostschutzberegnung ausgestattet. Im Weinbau wurden insbesondere die Rebanlagen in Rheinhessen, Württemberg, der Pfalz und an der Mosel stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch aus anderen Weinbauregionen wurden Schäden gemeldet.
Unterdessen sprach Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk bereits von einem Jahrhundertfrost. Der Ressortchef geht bei den Schäden von einem dreistelligen Millionenbetrag aus und kündigte an, auf Landes- und Bundesebene alle Möglichkeiten zur Hilfestellung zu prüfen. Außerdem bat der Minister die Landwirtschaftliche Rentenbank, das dortige Liquiditätshilfeprogramm für alle frostgeschädigten Betriebe zu öffnen. Ferner können betroffene Weinbaubetriebe Hauk zufolge im Jahr 2017 noch einmal Anträge auf die Umstrukturierung ihrer Rebflächen stellen sowie total geschädigte Weinberge roden und im Rahmen des bestehenden EU-Förderprogramms neu anpflanzen. AgE
(26.04.2017)