Geflügelbranche fordert marktwirtschaftlichen Realismus in Sachen Tierwohl

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Mehr Kontinuität in der Gesetzgebung und die Berücksichtigung der realen Wettbewerbssituation auf den Märkten hat der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Friedrich-Otto Ripke, von Politik und Gesellschaft verlangt. Beim Festakt zum 50. Jubiläum des Verbandes kritisierte Ripke gestern in Berlin eine aus seiner Sicht nicht nachvollziehbare negative Grundeinstellung gegenüber Innovationen in der modernen Nutztierhaltung. Während technischer Fortschritt in nahezu allen Bereichen des öffentlichen Lebens begrüßt werde, würden neue Ställe mit bestem Klima und mehr Tierwohl in der Regel abgelehnt.
Ripke erinnerte die Politik auch daran, dass deren Entscheidungen immer Rückkopplungen auf die wirtschaftliche Existenz der Tierhalter hätten. Die Erfüllung der zunehmenden Anforderungen an die Geflügelhalter könnten aber nicht immer nur aus „altem Geld“ finanziert werden, sondern müssten entsprechend honoriert werden. Dabei sieht der ZDG-Präsident auch die Verbraucher in der Pflicht: Wenn Tierwohl das oberste Ziel sein solle, müssten die Kunden mit ihrer Kaufentscheidung auch zu kostendeckenden Erzeugerpreisen beitragen.
Nach Einschätzung von Ripke ist der Tierschutz in den deutschen Geflügelställen schon heute im internationalen Vergleich führend. Deshalb könne Deutschland auch noch mehr Geflügelhaltung vertragen, konstatierte der Verbandspräsident.
Er warnte allerdings davor, bei weiter steigenden Anforderungen an die Tierwohlkriterien die ausländischen Wettbewerber zu vernachlässigen. Deutsche Geflügelhalter stünden beispielsweise in Konkurrenz mit polnischen Unternehmen, die ukrainische Arbeitskräfte für weniger als 2 Euro die Stunde beschäftigten. Die Agrarpolitik sei daher gut beraten, auch beim geplanten staatlichen Tierwohllabel realistische Kriterien anzusetzen. Ansonsten drohe der Verlust deutscher Marktanteile an Anbieter mit niedrigeren Standards, warnte Ripke. AgE (26.06.2017)
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