Den Anspruch seiner Partei auf das Bundeslandwirtschaftsministerium hat der agrarpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Friedrich Ostendorff, bekräftigt. Im Falle einer Regierungsbeteiligung werde man um dieses Ressort kämpfen, so Ostendorff im Interview mit AGRA-EUROPE.
Der Grünen Politiker äußert sich kritisch zur bisherigen Agrarpolitik seiner Partei. So müsse man hinterfragen, ob man in der Vergangenheit zu sehr auf das Ordnungsrecht gesetzt habe. Nicht abstreiten will der langjährige Parlamentarier die Gefahr, dass höhere Auflagen im Tier- und Umweltschutz tendenziell kleinere Betriebe treffen und damit den Strukturwandel anheizen. Dies müsse man ebenso im Blick haben wie mögliche Zielkonflikte zwischen Tier- und Umweltschutz.
Ostendorff bekennt sich zu einem staatlichen Tierwohllabel, wirft aber zugleich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt vor, er gefährde mit seinen Aktivitäten die erfolgreich angelaufene Initiative Tierwohl. Scharfe Kritik übt der Grünen-Politiker an der von Schmidt vorgelegten nationalen Nutztierstrategie. Sie sei nicht das dringend benötigte Startsignal für eine Tierhaltung der Zukunft. Unterstützung signalisiert Ostendorff hingegen für dessen Vorschlag, im Rahmen der anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) die Direktzahlungen stärker auf die ersten Hektare umzuverteilen.
Ostendorff bekräftigt seine Absage an den Begriff Massentierhaltung, weil er den Dialog mit den Bäuerinnen und Bauern erschwere. Wer Probleme auf die politische Tagesordnung bringen wolle, müsse zuspitzen. Wenn es allerdings an die Lösung der Probleme gehe, muss man die Kurve kriegen und die Landwirte mit ins Boot holen. AgE
(10.07.2017)