Die Europäische Kommission will in den Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen (FTA) mit den Mercosur-Staaten jährliche Freihandelsquoten von 70 000 t Rindfleisch und 600 000 t Ethanol anbieten. Diese Zahlen wurden in Brüsseler Kreisen nach dem gestrigen Treffen der EU-Kommission mit Experten der Mitgliedstaaten genannt. Von EU-Seite sei geplant, diese Angebote den Südamerikanern in der nächsten Verhandlungsrunde, die vom 2. bis 6. Oktober in Brasília stattfindet, zu machen.
Allerdings haben elf EU-Mitgliedstaaten in einem Schreiben an die Kommission darauf gerängt, für Rindfleisch, Ethanol, Zucker und Geflügel vorerst keine Quoten einzuräumen. Zuvor müsse erst sichergestellt werden, dass die Produkte unter vergleichbaren Standards hergestellt würden. Unter den Unterzeichnern befanden sich unter anderem Frankreich, Polen, Irland, Österreich und Ungarn; Deutschland gehörte nicht dazu.
Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Rindfleisch der EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA), Jean-Pierre Fleury, zeigte für die geplanten Angebote kein Verständnis. Bisher sei nicht einmal der brasilianische Fleischskandal vollumfänglich aufgeklärt. In der EU würden hingegen die höchsten Standards zur Lebensmittelsicherheit und beim Tierschutz weltweit gelten; diese würden aber jetzt untergraben, warnte Fleury. Die Auswirkungen der Importquoten für Mercosur auf den EU-Rindfleischsektor wären fatal. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Kommission den Agrarsektor opfern und doppelte Standards für den Binnenmarkt zulässt, so der Franzose.
Laut COPA/COGECA-Generalsekretär Pekka Pesonen ist es aktuell nicht an der Zeit, diese Quoten vorzuschlagen, da noch nicht die Auswirkungen der Brexit-Gespräche bekannt seien. Mit 45 % des irischen Rindfleisches, das für den britischen Markt bestimmt ist, können wir gegenwärtig nicht daran denken, den EU-Rindfleischmarkt in einem Handelspakt mit den Ländern Lateinamerikas weiter abzuwürgen, so der Finne. Auch Ethanol müsse aus den Verhandlungen ausgeschlossen werden. Zudem bestünden ernste Bedenken hinsichtlich Orangensaft, Obst und Gemüse. AgE
(02.10.2017)