Nachhaltige Forstwirtschaft in Schweden

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Hannes-Friedrich Böse, Landwirt aus Hespe in Niedersachsen hat einen Blick über den Tellerrand gewagt. Wie läuft Landwirtschaft in Nord- und Osteuropa im Vergleich zu Deutschland ab? Seine Reise hat er in Dänemark begonnen und zahlreiche Abenteuer in Schweden und Estland erlebt. Auf seiner Tour hat er Land und Leuten kennengelernt. Nun möchte er seine Erlebnisse mit Ihnen teilen und den Blick dafür schärfen, dass sich Weitblick lohnen kann.
Auf meiner Reise durch Schweden habe ich in einem Jagdshop in Östers Mikael Frick kennengelernt. Er arbeitet bei der Firma Gällö Skog, einem großen Holzhandel in Schweden. Mikaels Aufgabe ist es, Aufträge zu kalkulieren und Maschinen zu disponieren.
Gällö Skog hat ihren Hauptsitz im namensgebenden Gällö, einem kleinen Ort mit 750 Einwohnern, der von den Arbeitsplätzen Holzwirtschaft am Leben gehalten wird. Das Unternehmen ist in der Forstwirtschaft von der Küste bis zu den Bergen Schwedens tätig Es wird ein Radius von etwa 400 Kilometern abgedeckt. Gällö Skog ist in vier Organisationsteams eingeteilt, die die bevorstehenden Operationen kalkulieren und umsetzen. Für jede Operation wird ein passendes Team und passende Maschinen gesucht und angemietet.
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Abbildung 1: Hannes Böse informiert sich bei Mikael Frick über die Forstwirtschaft in Schweden
Mikael gab mir die Möglichkeit ein solches Team bei der Arbeit in Schwedens Wäldern zu besuchen. Etwa eine Stunde Autofahrt von Östersund entfernt trafen wir auf Holztransporter, Forwarder und Harvester, die dort ein Gebiet von etwa 11.000 Hektar bearbeiten. Pro Hektar werden etwa 200 Kubikmeter Holz geerntet, was hier eine Gesamtmenge von 2.200.000 Kubikmeter Holz ergibt, das je nach Qualität in ein Sägewerk zur Herstellung von Parkett oder Papier geliefert wird oder vor Ort zum Schutz der Wege und des Bodens als Arbeitsunterlage verbleibt. Holz in schlechter Qualität und Verarbeitungsreste werden genutzt, um den Wärmespeicher der Stadt Östersund zu heizen. Der Speicher enthält 26 Millionen Liter Wasser, die zu einer autarken Wärmeversorgung der Stadt beitragen.
Obgleich ich auf meinen bisherigen Reisen schon des Öfteren mit großen Maschinen in Kontakt geraten bin, war es beeindruckend diesen Ponsse Scorpion in den schwedischen Wäldern zu sehen. Mit knapp 300 PS und elf Metern Kranreichweite kommt die Maschine mit den Gegebenheiten und den hier vorkommenden Wäldern gut zurecht.
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Abbildung 2: Ponsse Scorpion fällt die Bäume…
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Abbildung 3: … und schneidet die Holzstämme zu.
Der Forwarder 1510E von John Deere machte einen mächtigen Eindruck, durch die 15 Tonnen Zuladung, benötigt die Maschine eine Zugkraft von 185 kN. Seine Aufgabe ist es, die Holzstämme vom Harvester zum Weg zu transportieren, an dem sie von Trucks abgeholt werden.
Der durchschnittliche Weg, den der Forwarder zwischen Baumernte und Sammelstelle an der Straße zurücklegt, beträgt 200 Meter. Das ist die Grenze, um die Rentabilität der Operation zu wahren.
Diese zweieinhalb Jahre alte Maschine ist bereits 6.500 Stunden gelaufen. Auf meine Frage, ob es sich um einen „24/7-Job“ handele, belehrte mich Mikael, dass die Arbeit möglichst reibungslos in zwei Schichten à acht Stunden am Tag eingeteilt ist, wobei am Wochenende grundsätzlich nicht gearbeitet wird.
Die Maschinen sind mit modernster Technik ausgestattet, welche es ermöglicht, genau aufzuzeichnen, wie viele Bäume gefällt wurden und wie lang und dick deren Stämme sind. Diese Informationen, ebenso wie die genauen Lagerpositionen des Holzes (Wald, Weg, Transport), werden in Echtzeit in das Büro nach Östersund übertragen. Neben farbigen Markierungen an den Grenzen des Forstgebietes verfügen alle Maschinen über detailgetreue GPS-Karten, um den Operationsraum zu überblicken.
Nach der Rodung, bei der je Hektar ein Baum zur Vogelnist stehen gelassen wird, bleibt das Gebiet für zwei Jahre unberührt, bevor wieder Maschinen anrücken, um den Boden mit Pflanzrillen für die Neuaufforstung zu versehen. Nach einem weiteren Jahr, in dem das Land brach liegt, werden neue Bäume gepflanzt, um die Natur nachhaltig nicht zu schädigen und das vielfältige und reiche Baumvorkommen Schwedens zu erhalten. Um Kunden zu gewinnen, ist gerade diese Nachhaltigkeit und Freundlichkeit gegenüber der Natur, ebenso wie moderne Maschinen und eine hohe Flexibilität von großer Bedeutung.
Gällö Skog hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die Natur zu erhalten und nicht zu schädigen, was ich vor Ort hautnah erleben durfte. Die Forstwirtschaft ist in der Zukunft angekommen und trotzdem dem ursprünglichen Ziel der Nachhaltigkeit treu geblieben. „Back to the roots“ (engl.: Zurück zu den Wurzeln) wird hier eins zu eins umgesetzt.
Mein Weg führt mich nun weiter nach Osteuropa. Dort werde ich Ihnen einen Einblick in landwirtschaftliche Großbetriebe geben.
Beste Grüße aus Östersund,

Ihr Hannes-Friedrich Böse
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.skwp.de und unter http://www.duengerfuchs.de (04.10.2017)
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