Gegen eine Regulierung der Milchproduktion durch die Politik zur Vermeidung einer weiteren Milchmarktkrise hat sich der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl, ausgesprochen. Auf der Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates des MIV heute in Nürnberg bekräftigte Stahl seine Ablehnung gegenüber regulativen Markteingriffen durch die Politik. Stattdessen fällt die Mengensteuerung aus seiner Sicht in den Aufgabenbereich der Molkereien. Ich bin sehr dafür, dass jede Molkerei mit ihren Landwirten, ob sie nun genossenschaftlicher oder privater Natur ist, Diskussionen mit ihren Landwirten führt, Mengenperspektiven aufzeigt und verschiedene Vertragsmodelle durchspielt, so der MIV-Vorsitzende.
Auch den Eintritt in eine Branchenorganisation lehnt Stahl ab. Zu glauben, dass wir darüber Milchpreisabsenkungen, die vom Markt und dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage her kommen, abfangen können, ist eine Illusion, die aber von der Politik immer weiter genährt wird, beklagte der Verbandsvorsitzende. Dadurch werde der MIV lediglich zum Prellbock und Sündenbock, wenn die Landwirte in die Bedrängnis gerieten.
Der Strukturwandel lässt sich indes nach Einschätzung des Spitzenvertreters der deutschen Milchwirtschaft nicht aufhalten. Zukünftig würden weniger Landwirte gebraucht, um die Nachfrage zu decken. Das bedeute aber nicht, dass kleine und mittlere Betriebe mit einem scharfen Profil, beispielsweise in der Direktvermarktung oder der ökologischen Erzeugung, nicht auch weiterhin existieren könnten. Von der künftigen Bundesregierung wünscht sich Stahl eine Rückkehr zu wissenschaftsdominierten Debatten und eine Stärkung des mündigen Verbrauchers. AgE
(20.11.2017)