Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) bleibt bei seiner Kritik an der Ausgestaltung des geplanten staatlichen Tierwohllabels. Mit dem Festhalten an der Dreistufigkeit konterkariere das Bundeslandwirtschaftsministerium das Ökolandbauziel von 20 % im Koalitionsvertrag, erklärte der BÖLW-Vorsitzende Dr. Felix Prinz zu Löwenstein. Er forderte Ministerin Julia Klöckner auf, dem Fleisch aus ökologischer Erzeugung eine eigene Stufe zuzuordnen. Die höheren Leistungen der Biotierhaltung müssten beim Label und bei der Informationskampagne deutlich werden. Nur so könnten Kundinnen und Kunden die unterschiedlichen Leistungen der Tierhaltungssysteme erkennen und Biotierhalter eine faire Chance im Wettbewerb bekommen.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) forderte eine schnelle Einführung der staatlichen Tierwohlkennzeichnung für Fleisch und Milch, um mit aussagekräftigen Kriterien für Klarheit und Orientierung im Markt zu sorgen. Der AbL-Vorsitzende Martin Schulz verwies zugleich auf den Finanzbedarf, um in der Tierhaltung insgesamt ein gesellschaftlich akzeptiertes Niveau an Tierwohl umzusetzen: "Das kostet Milliarden, für die bisher noch keine Finanzierung auf dem Tisch liegt", mahnte Schulz.
Auch der Vorstand vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Klaus Müller, begrüßte die Einigung zum Tierwohllabel. Ein freiwilliges dreistufiges Label könne aber nur ein erster Schritt sein. Die Bundesregierung müsse Wort halten und das Tierwohllabel so schnell wie möglich verpflichtend machen und sich auch auf EU-Ebene für die verpflichtende Kennzeichnung einsetzen, betonte Müller.
Von "staatlichem Tierschutzschwindel" sprach hingegen Matthias Wolfschmidt von der Verbraucherorganisation foodwatch. Anstatt einer Haltungskennzeichnung bedürfe es endlich gesetzlicher Vorgaben für die Tiergesundheit, "die in allen Haltungsformen gelten und in jedem einzelnen Betrieb konsequent durchgesetzt werden".
Kritik kam auch von Germanwatch. Deren Agrarreferentin Reinhild Bennig bezeichnete das Tierwohllabel als Luftnummer. Ihrer Auffassung nach gibt nur eine Kennzeichnungspflicht nach dem Vorbild der Eieretikettierung Bauern Planungssicherheit und Verbrauchern verlässlich Durchblick beim Tierschutz. AgE
(05.09.2019)