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Die Schlachtschweinenotierungen in der Europäischen Union reagieren in dieser Woche erneut auf die Corona-Krise und geben teilweise deutlich nach. Den Anfang machte heute die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG), die ihren Leitpreis um 7 Cent auf 1,89 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) senkte. Vor der Notierung hatten die großen Schlachtbetriebe dem Vernehmen nach einen noch deutlich höheren Abschlag gefordert und wie vergangene Woche mit Hauspreisen gedroht. Das Schlachtschweineangebot ist Analysten zufolge gestiegen, da die Mäster ihre Tiere angesichts fallender Preise loswerden wollten. Laut VEZG wird bei ihren Mitgliedsbetrieben in der neuen Schlachtwoche eine zu vermarktende Stückzahl erwartet, die um rund 4 % über dem normalen Umfangs liegt.
Auf Schlachthofseite scheint es in Deutschland, aber auch in anderen EU-Ländern schwieriger zu werden, genügend Personal für die Produktion in den Betrieben zu halten. Zum einen sind Mitarbeiter erkrankt, zum anderen fehlen an einigen Standorten bereits Arbeitskräfte aus Osteuropa. Zudem macht die Logistik in Zeiten von Grenzschließungen und langen LKW-Staus bei der Ausfuhr Probleme, wie auch fortgesetzt die fehlenden Kühlcontainer für den Export nach Asien. Positiv ist zu vermerken, dass der Fleischabsatz im Inland zugenommen hat, teils wegen der Bevorratungskäufe, teils wegen der stärkeren Nutzung der heimischen Küche als Alternative zur Außer-Haus-Gastronomie.
Unterdessen hat die Internet-Schweinebörse der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) ihren Betrieb vorerst eingestellt. Die Situation sei aufgrund der Corona-Krise alles andere als normal und die Durchführung der Auktionen mache im Moment keinen Sinn mehr, hieß es zur Erklärung. Der Markplatz der Schweinebörse, wo Schweine angeboten werden können, bleibt aber in Betrieb.
In anderen EU-Ländern werden die Schlachtschweinenotierungen diese Woche ebenfalls deutlich nachgeben. In Italien, wo die Kapazitätsauslastung bei Schlachtern und Fleischfabriken um etwa 30 % gesunken sein soll, wird mit dem maximal zulässigen Minus von 5 Cent/kg Lebendgewicht (LG) gerechnet. In Spanien hat es mehrere Corona-Fälle bei Mitarbeitern in der Produktionskette gegeben; die Schlachter arbeiten nicht mehr unter Volllast. Die Notierung am Mercolleida könnte je Kilogramm Lebendgewicht um 4 Cent bis maximal 6 Cent sinken. Deutliche Abschläge sind zudem in Belgien und Österreich zu erwarten, denen sich auch Frankreich nicht entziehen wird. AgE
(19.03.2020)