Der Bürgermeister der Stadt Rheda-Wiedenbrück, Theo Mettenborg, hat heute nach Gesprächen mit allen beteiligten Behörden eine Teilaufhebung der Schließungsverfügung für die zu Tönnies gehörenden Unternehmen Reisinger GmbH im Bereich Schlachtung und Acontex GmbH für die Blutverarbeitung verfügt. Die 597 Mitarbeiter der Schlachtung und die sieben Beschäftigten der Blutverarbeitung dürfen ab sofort das Werksgelände wieder betreten und ihre Arbeit schrittweise aufnehmen. Reisinger und Acontec seien räumlich und betrieblich von anderen Bereichen der Unternehmensgruppe getrennt und ein stetiger Luftaustausch sei gewährleistet, erklärte Mettenborg.
Tönnies hat der Stadt Rheda-Wiedenbrück zufolge außerdem einen Antrag auf die Wiederinbetriebnahme des Bereichs "Zerlegung" gestellt. Morgen sollen dort nochmals Begehungen zur Abnahme der durch das Hygienekonzept und der wissenschaftlichen Expertise vorgegeben Installationen wie Trennelemente aus Plexiglas durch Gutachter und Experten stattfinden. Am Freitag soll der Bereich der Zerlegung dann zunächst in einem Probebetrieb wieder aufgenommen werden. Das Tochterunternehmen Tillman`s Convenience am Standort Rheda-Wiedenbrück darf bereits seit Anfang dieser Woche unter Auflagen wieder produzieren.
Den Schweinemästern in Deutschland bleiben in der morgen beginnenden Schlachtwoche weitere Preisabschläge erspart. Nach den kräftigen Abzügen in den beiden Vorwochen von insgesamt 19 Cent konnte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) heute ihre Schlachtschweinenotierung auf dem abgesenkten Niveau von 1,47 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) stabil halten. Durch den vierwöchigen Lockdown bei Tönnies dürften sich laut Analysten mittlerweile hunderttausende schlachtreife Tiere aufgestaut haben. Laut Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wurden in der vergangenen Woche rund 100 000 Schweine weniger als in der Vorjahreswoche geschlachtet.
Unterdessen sind in einem Schlachthof im niederösterreichischen Eggenburg mindestens 29 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert worden. Insgesamt 244 Beschäftigte des Fleischereibetriebes nahe der Grenze zu Tschechien mussten in Quarantäne; 40 weitere Testergebnisse stehen noch aus. Der Schlachthof Dachsberger wurde zwar von den Behörden nicht offiziell gesperrt; wegen fehlender Mitarbeiter wurde der Betrieb aber eingestellt. AgE
(16.07.2020)