Dritte DRV-Ernteprognose

Trockenheit im Norden und Osten lässt die Ertragserwartungen schrumpfen

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Wegen der regional sehr trockenen Witterung hat der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) seine Prognose zur diesjährigen Getreide- und Ölsaatenernte zurückgenommen. In seiner heute vorgelegten dritten Ernteschätzung beziffert der Verband die Getreideproduktion auf 42,9 Mio t und das Rapsaufkommen auf 3,8 Mio t. Im April hatte der DRV noch mit 43,6 Mio t Getreide und 3,9 Mio t Raps gerechnet. Dennoch würde auch die neueste Schätzung noch einem durchschnittlichen Ergebnis entsprechen.


"Wenn in den kommenden Tagen insbesondere in Ostdeutschland keine ergiebigen Niederschläge fallen, sind spürbare Ertragseinbußen wahrscheinlich", erläuterte DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler die aktuelle Bestandssituation. Nach seinen Angaben ist im Osten Deutschlands teilweise seit fünf Wochen kein nennenswerter Regen mehr gefallen. Die Wasservorräte im Oberboden seien daher nahezu aufgebraucht. Auch im Norden und Westen Deutschlands werde das Wasser langsam knapp, so Seedler. Im Süden sei die Wasserversorgung in der Summe hingegen noch befriedigend bis gut.
Kritisch bewertet der DRV die globale Entwicklung. Die ersten weltweiten Prognosen für die neue Getreideernte beinhalteten ein Defizit von etwa 30 Mio t. Maßgeblich für diese schlechten Aussichten seien in erster Linie die zu erwartenden Ernteausfälle in der Ukraine. Das Defizit könnte sich nach Einschätzung des DRV sogar noch ausweiten, denn in den Versorgungsbilanzen werden noch erhebliche Getreideexporte aus der Ukraine berücksichtigt. "Ob die Mengen tatsächlich auf den Weltmarkt gelangen, ist aufgrund des andauernden Krieges mehr als fraglich", betonte Seedler. So werde täglich weitere Transportinfrastruktur zerstört; zudem intensiviere Russland die Angriffe auf den wichtigen Umschlaghafen Odessa.
Der DRV-Marktexperte weist darauf hin, dass auch die Ernten in anderen wichtigen Anbauregionen der Welt trockenheitsbedingt geringer ausfallen könnten als prognostiziert. In Indien, weiten Teilen der USA, aber auch in europäischen Staaten wie Frankreich herrsche Wasserknappheit. Ungeachtet dessen erwartet Seedler für Deutschland und Europa derzeit - abgesehen von einzelnen Produkten wie Sonnenblumenöl - keine Versorgungsprobleme. Anders sehe die Lage jedoch in Dritte-Welt-Staaten mit einem hohen Importbedarf an Getreide aus; dort bestehe die reale Gefahr von Versorgungsengpässen. AgE (12.05.2022)
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