Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie (MPIC) haben die landwirtschaftliche Tierhaltung als einen der Hauptverursacher der Feinstaubbelastung in Deutschland ausgemacht. Laut einer bislang nicht veröffentlichten Studie des MPIC, über die das ARD-Magazin "Monitor" gestern berichtete, verbindet sich der Ammoniak aus der Gülle mit Abgasen aus der Industrie und dem Straßenverkehr und bildet so Feinstaub. Insgesamt sei die Landwirtschaft für 45 % der gesamten Feinstaubbelastung in Deutschland verantwortlich, die hierzulande jedes Jahr zu 120 000 vorzeitigen Todesfällen bei Menschen führe.
Aus ihren Ergebnissen schlussfolgern die Forscher, dass alleine aufgrund der Ammoniak-Emissionen aus der Landwirtschaft jedes Jahr rund 50 000 Menschen in Deutschland vorzeitig sterben. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner räumte ein, dass es auf einigen landwirtschaftlichen Betrieben Probleme mit Ammoniak-Emissionen gebe. Die Minderung des Ausstoßes durch technische Maßnahmen wie zum Beispiel die Vergärung von Gülle in Biogasanlagen brauche aber Zeit.
Von den Grünen im Bundestag kamen indes Rufe nach neuen Vorgaben für die Abluftreinigung in der Tierhaltung und auch nach einem "Ende der Massentierhaltung". Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, kritisierte die Studie und die von den Autoren gezogenen Schlussfolgerungen hinsichtlich möglicher Todesopfer als "hochgradig unseriös, geradezu unmoralisch". Rukwied wies darauf hin, dass es bereits eine Reduktionsstrategie für Ammoniak aus der Tierhaltung gebe. Die Studienlage zum Thema Feinstaub sei in hohem Maße volatil.
Der DBV-Umweltbeauftragte Eberhard Hartelt hält es für "hoch spekulativ und auch nicht für gerechtfertigt", die Landwirtschaft "als Mörder hinzustellen". Die Vegane Gesellschaft Deutschland stellte die Frage in den Raum, ob es nach den Diesel-Fahrverboten in den Innenstädten nun nicht auch Fleischverbote geben müsste. Zudem müsse es "Musterklagen" geben, die die Verursacher-Betriebe dicht machen. AgE
(18.01.2019)