Ferkelkastration

Tierschutz- und Kostenargumente gegen Isolflurannarkose

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Die in dieser Woche vom Bundeskabinett beschlossene Ferkelbetäubungssachkundeverordnung hat in Politik und Verbänden unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Die agrarpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Dr. Kirsten Tackmann, nannte es einen "Offenbarungseid in Sachen Tierschutz", die Isoflurannarkose in die Hand tierärztlicher Laien zu geben. Ebenfalls kritisch äußerte sich AfD-Agrarsprecher Stephan Protschka. Dagegen begrüßte der Präsident vom Landvolk Niedersachsen, Albert Schulte to Brinke, dass die Politik endlich die berufsständische Forderung aufgreife, Landwirten die Schmerzausschaltung bei der Ferkelkastration zu ermöglichen.
Für Tackmann ist die Kastration unter Isoflurannarkose eine „Scheinlösung“, die zwar für Schlacht- und Handelskonzerne die einfachste Lösung sei, aber nicht im Interesse der Ferkelerzeuger liege. Der „gelernten“ Tierärztin zufolge ist die Durchführung einer Narkose bei der chirurgischen Kastration der männlichen Ferkel inklusive Vor- und Nachsorge, der notwendigen schmerzausschaltenden Vorbehandlung und der Reaktion auf Narkosezwischenfälle ein komplexer Vorgang, der eine tierärztliche Ausbildung erfordere. "Ein Sachkundenachweis für tierärztliche Laien sichert keinen Tierschutz, schon gar nicht im Routinebetrieb großer Bestände", so Tackmann. Dieses erhebliche Risiko für den Vollzug des Staatsziels Tierschutz sei unnötig, da mit der Jungebermast und der Immunokastration zwei verlässliche und wirtschaftlichere Methoden zur Verfügung stünden, mit denen ganz auf eine chirurgische Kastration der Ferkel verzichtet werden könne.
Protschka begründete seine Vorbehalte insbesondere mit immensen Kosten für die Landwirte. Die Anschaffungskosten pro Narkosegerät lägen zwischen 3 000 Euro und 10 000 Euro, schätzungsweise würden 3 000 bis 5 000 Geräte benötigt. Die Anschaffungskosten lägen damit zwischen 9 Mio Euro und 50 Mio Euro. Für die Förderung wolle die Bundesregierung allerdings nur 2 Mio Euro zur Verfügung stellen. „Wenn wir neben diesen hohen Anschaffungskosten noch das Ozonzerstörungspotential und die gesundheitsschädlichen Wirkungen auf die Anwender betrachten, wird schnell klar, dass die chirurgische Ferkelkastration unter Inhalationsnarkose mit Isofluran keine sinnvolle Alternative für die Ferkelerzeuger ist“, betonte der AfD-Politiker.
Auch Schulte to Brinke räumte einen großen finanziellen Aufwand vor allem für kleinere Betriebe ein. In der Wirtschaftlichkeit würden alle Betriebe geschwächt, wobei größere Betriebe die zusätzlichen Kosten leichter refinanzieren könnten. AgE (10.05.2019)
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