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Mehr verbindliche Vorgaben für eine gesundheitsfördernde Ernährung haben die angehörten Sachverständigen im Bundestagsernährungsausschuss gefordert. Sie kritisierten gestern bei einer öffentlichen Anhörung, dass sich die bisherigen Maßnahmen seitens der Politik zu stark auf Appelle und das Prinzip der Freiwilligkeit verließen. Die Vorgaben der Fachleute für verbindliche Vorgaben reichten von einem kostenlosen Essensangebot in Schulen und Kindertagesstätten bis hin zu einer Besteuerung zuckerhaltiger Softdrinks. Außerdem drängten die Experten darauf, mehr Geld auszugeben, um mit neuen Forschungsvorhaben die Datenlage zu verbessern.
Laut dem Ernährungsmediziner Prof. Hans-Konrad Bieskalski von der Universität Hohenheim besteht insbesondere bei Kleinkindern ein zusätzlicher Bedarf an Daten für die Forschung. Jedoch könne bereits jetzt mit neuen Maßnahmen begonnen und Kindertagesstätten, Schulen und Familien mehr Wissen zum Thema gesunde Ernährung vermittelt werden. Zudem warb der Wissenschaftler für eine kostenlose Ernährung in Kindertagesstätten und eine Steuer auf Softdrinks. Damit erreichen Sie bereits einen Großteil der Zuckerquellen, unterstrich Biesalski. Gleichzeitig warnte er, bei der Gesetzgebung über das Ziel hinauszuschießen. So sieht er zum Beispiel die ausreichende Versorgung mit Jod in Gefahr, sobald versucht werde, den Salzkonsum einzuschränken.
Prof. Hans Hauner von der Technischen Universität München (TUM) zeigte sich überzeugt, dass mit einer Zuckersteuer eine sinnvolle Regulierungswirkung erzielt werden könne, ohne Verbote auszusprechen. Mehr als 40 Länder praktizierten dies bereits. Hauner wies darauf hin, dass das Angebot ungesunder Lebensmittel heute unglaublich hoch sei. Noch nie waren wir so sehr von schlechten Lebensmitteln umgeben, stellte der Wissenschaftler fest. Am wirksamsten hält er eine Steuer auf Inhaltsstoffe zudem bei der Hauptzielgruppe politischer Maßnahmen, der sozial Schwächeren; diese würden mehr zuckerhaltige Getränke konsumieren. Diese Produkte würden mit einer höheren Besteuerung einfach weniger gekauft. Weltweit können laut Hauner mehr als 20 % aller Todesfälle auf schlechte Ernährung zurückgeführt werden. AgE
(26.06.2019)