Die Getreideernte 2024 hat für die heimische Landwirtschaft nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes (DBV) mit großer Enttäuschung über Mengen- und Qualitätseinbrüche geendet. Der DBV schätzt das Aufkommen auf insgesamt 39,3 Mio. Tonnen und damit nur marginal höher als der Deutsche Raiffeisenverband (DRV). Im Vorjahr waren noch rund 42 Mio. Tonnen Getreide gedroschen worden. Die Ernte an Weizen, der wichtigsten Kultur, veranschlagt der DBV auf 18,0 Mio. Tonnen, womit das Ergebnis von 2023 um 3,2 Mio. Tonnen verfehlt wurde.
DBV-Präsident Joachim Rukwied sprach bei der Vorstellung der Zahlen am Donnerstag (22.8.) in Berlin von einer "Zitterpartie". Extrem nasse Witterungen, fehlende Sonne und Niederschläge zur Erntezeit, die die Mähdrescher ausbremsten, hätten die Betriebe vor enorme Herausforderungen gestellt. Eine "unbestrittene" Ursache für die schlechte Ernte sieht Rukwied daher im Klimawandel. Einen negativen Einfluss hat zudem die aus seiner Sicht zu restriktive Dünge- und Pflanzenschutzpolitik. In vielen Gebieten sei keine bedarfsgerechte Düngung mehr möglich, was Qualitätseinbußen und Ertragsrückgänge zur Folge habe. Gleichzeitig mangele es an einer innovationsfreudigen Pflanzenschutzregulierung, die einen angemessenen Schutz der Kulturen sicherstelle, monierte Rukwied.
Wirtschaftlicher Anbau "kaum noch möglich"
Die im Vergleich zum Vorjahr schlechte Weizenernte ist dem DBV zufolge auf eine wegen ungünstiger Witterung um rund 12% geschrumpfte Anbaufläche sowie auf einen um 3% niedrigeren Hektarertrag zurückzuführen. Auch bei der zweitwichtigsten Getreidekultur, der Wintergerste, ist eine negative Entwicklung zu verzeichnen. Laut dem DBV wird die Erntemenge mit 8,9 Mio. Tonnen Wintergerste unter der Vorjahresmenge von 9,5 Mio. Tonnen bleiben.
Der Winterraps liegt dagegen mit einem Durchschnittsertrag von 33,8 dt/ha auf einem leicht höheren Niveau als im Vorjahr, als noch 33,5 dt/ha eingefahren wurden. Durch eine um 7% verkleinerte Anbaufläche geht die gesamte Erntemenge beim Raps allerdings um 6% auf nun 3,7 Mio. Tonnen zurück. Gute Ergebnisse wurden bei den Sommerungen eingefahren, auch die Herbstkulturen wie Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben konnten laut DBV von den Niederschlägen profitieren.
Dem Bauernpräsidenten zufolge fiel die Ernte in diesem Jahr bundesweit vergleichsweise gleichmäßig aus. In den Jahren zuvor kam es häufig zu regional sehr unterschiedlichen Qualitäten und Mengen. Spitzenreiter bei den Hektarerträgen für Winterweizen ist Rheinland-Pfalz mit 80 dt je Hektar. Schlusslicht ist Brandenburg mit 54 dt je Hektar. Bei der Wintergerste weist Schleswig-Holstein den höchsten Ertrag von 79 dt je Hektar auf, während das Saarland das geringste Hektaraufkommen von 54 dt je Hektar eingefahren hat.
Sorge bereitet Rukwied auch die derzeitige Marktlage. "Der extreme Preisverfall insbesondere an den Getreidemärkten stellt uns Landwirte vor enorme Probleme", erläuterte der Bauernpräsident. Während für eine Tonne Weizen im vergangenen Jahr noch ein Preis von etwa 320 Euro erzielt worden sei, liege der Preis heute lediglich bei rund 220 Euro je Tonne. Die Kombination aus schwacher Ernte und den aktuell niedrigen Erzeugerpreisen würden entsprechend schlechte monetäre Hektarerlöse nach sich ziehen. Unter diesen Bedingungen sei ein wirtschaftlicher Ackerbau "kaum noch möglich", so Rukwied. AgE
(23.08.2024)