Coronafolgen

Das Klima profitiert vom weltweiten Lockdown

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Im Corona-Jahr 2020 dürften die weltweiten Kohlendioxidemissionen kräftig sinken. Nach Berechnungen des Forschungsnetzwerks Global Carbon Project (GCP) wird der CO2-Ausstoß aus fossilen Quellen gegenüber 2019 um schätzungsweise 2,4 Mrd t beziehungsweise 7 % auf rund 34 Mrd t zurückgehen. Der coronabedingte Dämpfer dürfte damit wesentlich kräftiger ausfallen als bei vorherigen Krisen. So war der Kohlendioxidausstoß laut GCP im Vorjahresvergleich am Ende des Zweiten Weltkrieg 1945 um lediglich 0,9 Mrd t und auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2009 nur um 0,5 Mrd t zurückgegangen. Maßgeblich für das rekordhohe Minus ist laut dem Expertennetzwerk der Lockdown der Wirtschaft, die zur Eindämmung der Pandemie rund um den Globus heruntergefahren wurde. Dadurch sei weniger Kohle zur Stromerzeugung verfeuert worden, und auch die Emissionen aus dem Straßen- und Luftverkehr seien kräftig geschrumpft.
Den Gesamtausstoß an CO2 einschließlich der Emissionen aus der Landnutzung beziffert das Expertennetzwerk für 2020 auf etwa 39 Mio t, womit diese trotz des jüngsten Rückgangs immer noch auf dem Niveau von 2012 liegen würden. Globale Land- und Ozeansenken würden 2020 voraussichtlich etwa 54 % des in die Atmosphäre abgegebenen CO2 aufnehmen. Die Emissionen aus Landnutzungsänderungen dürften laut den GCP-Berechnungen im laufenden Jahr etwa dem Durchschnitt des Jahrzehnts entsprechen. Im Jahr 2019 hatten unter anderem außerordentlich trockene Bedingungen in Indonesien und die höchsten Entwaldungsraten im Amazonasgebiet seit 2008 zu ungewöhnlich hohen Emissionen durch Landnutzungsänderungen geführt.
"Erstmals konnten wir für 2020 zudem auch Brutto-Werte für die Auswirkung von Landnutzungsänderungen auf das globale Kohlenstoffbudget abschätzen", berichtete Prof. Julia Pongratz vom Lehrstuhl für Physische Geographie und Landnutzungssysteme der Universität München, die im GCP vernetzt ist. Laut diesen Schätzungen wurden durch Landnutzungsänderungen - hauptsächlich Entwaldung - rund 16 Mrd t CO2 freigesetzt. Dem stehen den GCP-Berechnungen zufolge knapp 11 Mrd t gegenüber, die hauptsächlich durch die Aufgabe landwirtschaftlicher Nutzflächen wieder aufgenommen wurden. Unter dem Strich dürften die Emissionen aus Landnutzungsänderungen damit 2020 ähnlich hoch ausfallen wie im Schnitt des vergangenen Jahrzehnts.
"Wir sehen also in diesem Bereich noch keine Reduktion. Die Entwaldung schreitet vor allem in tropischen Regionen immer noch stark fort, und im Schatten von Covid sind die Emissionen aus der Landnutzung in der öffentlichen Wahrnehmung zurückgetreten", erklärte Pongratz. Maßnahmen zum besseren Landmanagement müssten deshalb nicht nur der Entwaldung Einhalt gebieten, sondern auch die CO2-Senke durch Nachwachsen natürlicher Vegetation vergrößern. AgE (15.12.2020)
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