Neue DRV-Ernteschätzung

Dürre vernichtet 600 000 Tonnen Körnermais

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Die anhaltende Dürre hat nach Einschätzung des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) beim Körnermais massive Ertragsausfälle zur Folge. Gegenwärtig rechnet der Verband mit fast 600 000 t, die aufgrund von Hitze und Trockenheit verlorengehen dürften. "Das sind rund 15 % der ursprünglich prognostizierten Erntemenge", erklärte DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler gestern in Berlin. Der Verband veranschlagt das Körnermaisaufkommen jetzt auf nur noch 3,61 Mio t, nach 4,07 Mio im Juni und gut 4,3 Mio t im Mai. Im vergangenen Jahr waren 4,44 Mio t Körnermais eingebracht worden.
Um die durch die Trockenheit entstehenden Lücken in der Futterversorgung zu schließen, dürften die viehhaltenden Betriebe laut Raiffeisenverband zusätzliche Flächen als Silomais abernten, die ursprünglich für die Körnermaisernte vorgesehen waren. Europaweit leide der Mais ebenfalls unter der Trockenheit; lediglich in der Ukraine sei die Ernteprognose angehoben worden. "Wir müssen uns beim Mais auf eine sehr enge Marktversorgung einstellen", resümierte Seedler.
Hinsichtlich des Halmgetreides hat der DRV seine Schätzungen nur wenig geändert. Der Verband geht jetzt von einer Getreideernte von insgesamt 42,9 Mio t aus; das sind trotz der Korrektur beim Mais nur 230 000 t weniger als im Vormonat und noch gut 750 000 t mehr als 2021. Grund dafür sei, dass das Statistische Bundesamt (Destatis) in seinen Anfang August vorgelegten Zahlen von einer etwas höheren Getreideanbaufläche ausgehe - 6,11 Mio ha statt bisher 6,08 Mio ha.
Wie der DRV außerdem berichtete, verzögert die Trockenheit die Rapsaussaat. "Sollte es bis Mitte September nicht nennenswert regnen, ist mit einem Rückgang der Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen", erklärte Seedler. Eine Einschränkung des Rapsanbaus wäre für die Landwirte nach Meinung des DRV ärgerlich, denn die aktuellen Marktbedingungen lieferten gute Argumente für eine Ausdehnung. Seine Schätzung für die diesjährige Winterrapsernte hob der Verband aufgrund überraschend guter Erträge von 3,78 Mio t auf 4,00 Mio t an; 2021 waren nur 3,49 Mio t der Ölfrucht gedroschen worden.
Die Dürre wirkt sich dem DRV zufolge aber nicht nur auf die Erntemengen und Aussaatpläne, sondern mittlerweile auch massiv auf die Logistik aus. Getreide und Raps müssten oft über weite Strecken transportiert werden. Schiffsfrachten würden wegen der fallenden Flusspegel von Tag zu Tag schwieriger, und die Notwendigkeit zur Reduzierung der Ladung begrenze die Kapazitäten weiter. Die Raiffeisen-Genossenschaften seien daher in hohem Maß auf Lkw- und Schienentransporte angewiesen, um das Getreide pünktlich zu den Verarbeitern in der Ernährungs- und Futterwirtschaft liefern zu können.
Mit Sorge sieht der Raiffeisenverband deshalb das Vorhaben der Bundesregierung, per Verordnung vorübergehend Mineralöl und Kohle zur Sicherung der Energieversorgung auf der Schiene prioritär zu transportieren. "Um Versorgungsengpässe zu vermeiden, muss auch der Transport von Getreide und Ölsaaten auf der Schiene Priorität haben", mahnte Seedler. AgE (18.08.2022)
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