Umbau der Nutztierhaltung

Geflügelwirtschaft sieht 2022 als "Entscheidungsjahr"

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Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) hat die neue Regierungskoalition aufgefordert, den Umbau der Nutztierhaltung voranzutreiben. Es müssten schnellstmöglich die richtigen Weichen gestellt werden, um den Tierhaltern eine tragfähige Zukunftsperspektive am Standort Deutschland zu erhalten, erklärte der Verband heute in Berlin. ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke sprach von einem "Entscheidungsjahr". Jeder Monat, der ohne Lösung ins Land gehe, werde von einem Höfesterben begleitet sein.


Ripke verwies auf die "prekäre Lage" vieler Geflügelhalter. Schon länger seien keine kostendeckenden Preise mehr zu erzielen, und immer mehr Ställe stünden leer. Verstärkt dränge "Billigfleisch" aus dem Ausland auf den Markt, mit zumeist deutlich geringeren Standards beim Tierwohl und Klimaschutz. "Ohne schnelle und konsequente Entscheidungen wird die Zukunft der deutschen Nutztierhaltung verspielt", warnte der ZDG-Präsident. Ein detailliertes Konzept zum Umbau der Nutztierhaltung liege mit den Empfehlungen der Borchert-Kommission bereits auf dem Tisch und müsse endlich politisch genutzt werden. "Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern eine zunehmend chronische Schwäche der Politik beim Umsetzen", so Ripkes Fazit.
Die im Koalitionsvertrag vorgesehene verpflichtende Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für Fleisch unterstützt der ZDG ausdrücklich. Die Kennzeichnung sei der richtige Zukunftsplan, hob Ripke hervor. Unbedingt einbezogen werden müssten die Gastronomie und der Großhandel, die mehr als die Hälfte des Marktes ausmachten. Laut dem Verbandspräsidenten könnte das bereits etablierte Haltungsform-Label der Initiative Tierwohl für ein staatliches Siegel als Vorbild dienen. Ripke drängt zugleich darauf, parallel zur Kennzeichnung die notwendige Finanzierung tierwohlgerechter Ställe anzupacken.
Die von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir angestoßene Diskussion um höhere Lebensmittelpreise begrüßt der ZDG. "Wer die Praxis von Ramschpreisen für Fleisch abstellen will, muss den Pflock ganz vorne einschlagen und für die Betriebe ein finanzielles System etablieren, das Investitionen und hohe laufende Kosten ausgleicht", erklärte Ripke. Auch hier habe die Borchert-Kommission nach intensiver Befassung als realistischen Weg bereits einen Vorschlag erarbeitet, nämlich eine staatlich gesicherte Finanzierung über Abgaben beziehungsweise Steuern.
Die Absicht der Ampel-Koalition, die Lasten allein den Marktteilnehmer aufzuerlegen bezeichnete der ZDG-Präsident dementsprechend als "Irrweg". Politik, Handel und Nutztierhalter müssten in ehrlicher Partnerschaft jetzt sofort und gemeinsam an der Umsetzung arbeiten. Die Zeit von vordergründigem Geplänkel sei vorbei. Gebraucht würden jetzt klare Zukunftsentscheidungen. AgE (12.01.2022)
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