Green Deal und Farm to Fork

Heinen-Esser vermisst verbindliche Ziele jenseits der Erzeugerstufe

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Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser hat sich hinter die Farm to Fork-Strategie der Europäischen Kommission gestellt, für die damit einhergehenden Lasten aber mehr Ausgewogenheit und Konkretisierung verlangt. Heinen-Esser begrüßte beim heutigen digitalen BäuerinnenForum des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv) den umfassenden Ansatz des Green Deal und der Farm to Fork-Strategie. Es sei richtig, Umweltschutz und Landwirtschaft gemeinsam anzugehen, anstatt - wie in der Vergangenheit oft geschehen - nur isolierte Teile neu auszurichten.


Wenig Verständnis hat die Ministerin allerdings dafür, dass beide Strategien für die Erzeugerstufe in der Landwirtschaft sehr konkrete und ambitionierte Ziele vorsehen, während man bei den nachgelagerten Bereichen vergleichsweise vage bleibe. Zudem fehle es bisher an einer belastbaren Folgeabschätzung, hielt Heinen-Esser fest. So sei weder Landwirten noch Verbrauchern gedient, wenn die Produktion hierzulande durch Vorgaben bei Düngung und Pflanzenschutz eingeschränkt werde und über Importe dennoch die auf herkömmliche Weise erzeugte Lebensmittel auf dem Teller landeten.
Umsetzungsprobleme sieht Heinen-Esser auch bei den Reduktionszielen für Pflanzenschutz und Antibiotika. Sie hält es für nicht zielführend, Pflanzenschutzmittel zu verbieten und dann mangels Alternativen Notfallzulassungen vorzunehmen. Besser sei es, beispielsweise im Pflanzenschutzbereich, erst Alternativen zu entwickeln und damit die chemischen Wirkstoffe überflüssig zu machen. Dies gelte auch für Antibiotika in der Tierhaltung.
Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel-Vogel hält den aktuellen Kurs der Farm to Fork-Strategie nicht für optimal. Er moniert, dass Ziele formuliert worden seien, ohne die Abläufe zu formulieren und insbesondere die notwendige Reihenfolge zu beachten. Man arbeite aktuell an der Umsetzung der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), deren Förderperiode bis 2027 gehe, während die meisten Strategieziele bis 2030 vorgegeben seien, verdeutlichte Vogel. Er bemängelte zudem, dass die EU nicht klargemacht habe, wie sie beispielsweise 25 % Ökolandbau bis 2030 erreichen wolle. Hier reiche eine simple Zielvorgabe nicht aus. Nötig sei gerade im Ökosektor auch der parallele Aufbau von Wertschöpfungsketten, betonte der Minister.
Der Geschäftsführer von Bayer CropScience Deutschland, Peter Müller, wies darauf hin, dass der chemische Pflanzenschutzeinsatz in Deutschland schon seit Jahren zurückgehe. Auch die Industrie wolle nicht "das Gestern verteidigen", sondern stelle sich den gesellschaftlichen Forderungen nach einer Reduzierung des Mitteleinsatzes, stellte Müller klar. Er warnte gleichzeitig vor "illusorischen" Forderungen nach einem vollständigen Verzicht, was Dünger und chemischen Pflanzenschutz angeht.
Der richtige Weg ist für ihn der sukzessive Ausbau des Instrumentenkastens, hin zu neuen Wirkstoffen, biologischem Pflanzenschutz und innovativen technischen Lösungen. Dabei brauche es auch Akzeptanz für alternative Wege wie Genome Editing, sagte Müller mit Blick auf die deutsche Debatte um Gentechnik und neue Züchtungsmethoden. AgE (18.01.2021)
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