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Im Interview: Cornelia Langreck

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Copyright: Cornelia Langreck
Cornelia Langreck aus Rheda-Wiedenbrück ist LandFrau und Bäuerin. Neben der Arbeit auf dem Familienbetrieb mit Schweinemast und Ackerbau ist sie Vorsitzende des KreislandFrauen Verbandes Gütersloh. Sie betreibt aktive Öffentlichkeitsarbeit und fordert, dass diese in jedem landwirtschaftlichen Betrieb zum Betriebszweig werden muss. Nachhaltiges Handeln ist für Cornelia Langreck selbstverständlich, nicht zuletzt, um in der Landwirtschaft zukunftsfähig arbeiten zu können.
raiffeisen.com hatte die Gelegenheit, mit Cornelia Langreck ein Interview zu führen.
raiffeisen.com: "Nach dem Corona-Ausbruch bei der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück steht der Kreis Gütersloh bundesweit in den Schlagzeilen. Wie empfinden Sie die aktuelle Situation? Welche persönlichen Einschränkungen gab es durch den erneuten Lockdown?"
C. Langreck: "Die Stigmatisierung unserer Region empfinde ich als sehr schmerzhaft, niemals hätte ich mir die Reaktion von Menschen auf das Geschehen hier im Kreis so drastisch vorstellen können. Es hat aber auch bewirkt, dass die Bürger im Kreis Gütersloh enger zusammenrücken und zusammenhalten. Und besonders gefreut habe ich mich über mutmachende und anteilnehmende Nachrichten, die mich auf meinen Social Media Kanälen erreicht haben.

Für uns persönlich hat dieser zweite Lockdown bedeutet, dass wir einen runden Geburtstag in der Familie ausfallen lassen mussten, nachdem wir gehofft hatten ihn durch die Lockerungen feiern zu können. Auch das Leben im LandFrauen Verband ist wieder ausgebremst worden. Vorstandstreffen mussten wieder abgesagt oder umgeplant werden und erste Veranstaltungen, wie Radtouren, die wieder möglich waren, konnten nun wieder nicht stattfinden.

Was es für unseren Betrieb bedeutet, können wir noch nicht abschätzen. Wir sind Vertragslieferant für die Firma Tönnies, daher können wir bisher unsere Schweine an andere Standorte vermarkten. Das ist mit längeren Transportwegen für die Tiere und vermutlich auch mit höheren Kosten verbunden, aber immerhin können wir bisher noch liefern. Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten und ich hoffe auch für unsere Berufskollegen, dass der Betrieb Tönnies baldmöglichst wieder hochgefahren werden kann."
raiffeisen.com: "Wie hat sich das Verbandsleben der rund 3.000 LandFrauen im Kreis Gütersloh seit März geändert?"
C. Langreck: "Wir haben unser Verbandsleben sehr flexibel umgestaltet. Viele Frauen haben nach einem Aufruf durch Radio Gütersloh Behelfs Mundschutze genäht. Wir haben spontan ein Autokino für unsere LandFrauen gemietet und es gab eine Postkarten-Aktion für alle unsere 3000 Mitglieder im Kreis Gütersloh. Aber was ich wirklich spannend finde ist, dass unsere Frauen den Digitalisierungsschub genutzt haben und wir uns über regelmäßige Video Meetings austauschen und auch digitale Programmangebote, wie ein digitales Seminar und eine Online Weinprobe mit in unser neues Programm aufnehmen. Das neue LandFrauen Programm erscheint, wie gewohnt, Mitte August."
raiffeisen.com: "Ihre Meinung: wird die Landwirtschaft durch die Krise wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommen?"
C. Langreck: "Am Anfang der Corona-Krise sah es danach aus, der Ruf aus der Bevölkerung nach regionalen Lebensmitteln und heimischer Landwirtschaft wurde laut. Inzwischen beobachte ich diese vermehrte Wertschätzung der Landwirtschaft nicht mehr. Nicht zuletzt durch das Corona Geschehen bei der Fa. Tönnies steht die klassische Landwirtschaft wieder vermehrt, oder vielleicht sogar besonders stark in der Kritik. Es muss uns gelingen, den Menschen klar zu machen, dass wir alle an dem System Landwirtschaft-Verarbeitung-Handel beteiligt sind - nur gemeinsam können wir das ändern. Wenn unsere Kunden sich eine weniger intensivere Landwirtschaft wünschen, könnten sie das durch ihr Einkaufsverhalten ändern. Vor allem aber muss in der Politik eine richtige Weichenstellung im Dialog mit der Landwirtschaft gefunden werden.

Aber auch wir Landwirte sind gefragt viel offener zu zeigen, was wir tun. Die Menschen sind von der Landwirtschaft so weit entfernt, dass sie ihren Haustieren den Status eines Kindes einräumen. Da ist es doch kein Wunder, dass Menschen erschrecken, wenn sie Bilder aus unseren Ställen sehen. Öffentlichkeitsarbeit muss für jeden landwirtschaftlichen Betrieb ein Betriebszweig werden, entweder man macht es persönlich über Social Media Kanäle, im Gespräch mit Nachbarn, Freunden oder Kindergärten. Da das nicht jedem gut liegt und sicherlich auch der Faktor Zeit eine Rolle spielt, kann jeder landwirtschaftliche Betrieb sich gerne auch der professionellen und unabhängigen Imagekampagne Mag doch Jeder als Unterstützer anschließen.
raiffeisen.com bedankt sich für das Interview und wünscht Familie Langreck und allen Menschen im Kreis Gütersloh eine möglichst schnelle Rückkehr in einen Alltag mit weniger Einschränkungen.
Wer mehr über Cornelia Langreck und Ihre Arbeit erfahren möchte, findet hier ihre Social Media Kanäle:

https://www.facebook.com/cornelia.langreck

https://www.instagram.com/connylangreck/?hl=de
Wie die Arbeit der LandFrauen im Kreis Gütersloh aussieht, erfahren Sie hier:

https://www.facebook.com/landfrauenimkreisGt/ (08.07.2020)
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