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Ist die Haltung von Nutztieren in der Europäischen Union ein Auslaufmodell? Die Vertreter des Sektors gehen hier erwartungsgemäß nicht mit. Das wurde bei der Konferenz "Tierzucht der Zukunft - Entwicklungen und Herausforderungen" am Montagabend (30.9.) in der EU-Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen in Brüssel deutlich. Insbesondere wurde vonseiten der Branche auf die Rolle der Nutztierhaltung bei der Verwertung von Reststoffen verwiesen.
Eine Lanze für die Tierhaltung in Europa brach Nordrhein-Westfalens Agrarministerin Silke Gorißen. Nachdrücklich unterstrich sie, dass viele Nebenprodukte, wie etwa Extraktionsschrote aus der Speiseölherstellung, nur im Rahmen der Tierfütterung sinnvoll verwertet werden könnten. Auch Grenzertragsstandorte könnten nur über die Nutzung durch Tiere einen Beitrag zur menschlichen Ernährung leisten.
Die Wirtschaft machen lassen
Der Vizepräsident der Arbeitsgemeinschaft deutscher Tierzüchter (ADT), Georg Geuecke, untermauerte derweil den Bedarf an Forschungsförderung. Insbesondere gelte dies bei Themen Reduktion von Treibhausgasen und der Verbesserung der Futtereffizienz. Der Geschäftsführer vom Deutschen Verband für Tiernahrung (DVT), Dr. Hermann-Josef Baaken, forderte mehr Vertrauen in innovative Lösungen des Sektors. Zudem drängte er auf eine "Entpolitisierung der Wissenschaft". Gerade wenn es um Problemlösungen gehe, sollte die Politik sich stärker heraushalten.
Diskutiert wurde auch über angepasste Gewichtungen von Zuchtzielen. Hier wies Dr. Johannes Heise vom Tierzuchtrechenzentrum (ViT) auf Veränderungen in der Rinderzucht hin. Parameter wie Gesundheit, Nutzungsdauer oder Futtereffizienz gewännen an Bedeutung. Hingegen habe die Gewichtung der Zuchtwerte auf Milchleistung entsprechend abgenommen. Angesichts des Klimawandels werde auch an einem Zuchtwert zur Hitzetoleranz gearbeitet.
Die CDU-Europapolitiker Norbert Lins und Peter Liese unterstützen viele Forderungen des Sektors. Laut Liese muss es das Ziel sein, die Bürokratielast für die gesamte Landwirtschaft zu reduzieren. "Bürokratie ist nicht Umweltschutz und Umweltschutz ist nicht Bürokratie." Der EVP-Umweltsprecher betonte, dass Umweltschutz vor allem über Anreize und weniger über Ordnungsrecht funktioniere.
Der stellvertretende Vorsitzende im Landwirtschaftsausschuss Lins widersprach in Teilen den Empfehlungen des Strategischen Dialogs (SD), die Tierhaltung in gewissen Ballungsräumen zu reduzieren. Schließlich gebe es für die Flächenkonzentration Gründe. Lins plädiert stattdessen dafür über Forschung, Innovation und Anreize beispielsweise die Emissionen der Tierhaltung zu begrenzen. AgE
(02.10.2024)