Tierhaltungskennzeichnung

Kein Umstieg ohne gesicherte Finanzierung

Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 
Copyright: Fotolia
Im weiteren Umfeld der Agrarbranche finden die Pläne von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir weitgehend Zustimmung. Gleichzeitig fordern die Verbände eine Lösung der offenen Finanzierungsfrage. Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, bezeichnete die heute vorgestellten Eckpunkte als "Schritt in die richtige Richtung". Ausdrücklich begrüßte Holzenkamp die vorgesehene Stufe "Stall+Platz", die ermögliche, dass ein Großteil der Betriebe Maßnahmen für mehr Tierwohl umsetzen könne. Ein Mangel ist für Holzenkamp jedoch die fehlende Klarheit in der Finanzierung: "Die Einführung der verpflichtenden Tierhaltungskennzeichnung muss Hand in Hand gehen mit einem umfassenden Finanzierungskonzept." Kein Landwirt werde seinen Stall ohne geklärte Finanzierung umbauen.


Auch für die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes der Fleischwirtschaft (VdF), Dr. Heike Harstick, gehören Kennzeichnung und Finanzierung zusammen: "Die verpflichtende Haltungskennzeichnung kann nur mit einer gesicherten langfristigen Finanzierung zu verbesserten Haltungssystemen führen", kommentierte Harstick. Nach ihrer Einschätzung werden die Tierhalter erst dann in der Breite auf höhere Haltungsformen umstellen, "wenn sie wissen, was genau von Ihnen gefordert ist und sie einen verlässlichen Ausgleich für erforderliche Investitionen und Mehraufwand erhalten". Die Fleischwirtschaft sei offen, zur Gegenfinanzierung den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für tierische Erzeugnisse zu streichen. Ausdrücklich unterstützt die VdF-Hauptgeschäftsführerin die Ankündigung von Özdemir, das Bau-, Umwelt- und Planungsrecht schnell anzupassen.
Zustimmung zu Özdemirs Konzept signalisierte auch der Handelsverband Lebensmittel (BVLH). "Die Nutztierhaltung in Deutschland muss umweltgerecht, tierwohlgerecht und wirtschaftlich tragfähig weiterentwickelt werden", betonte der Verband. Um dieses Ziel zu erreichen, sei eine Haltungsformkennzeichnung der erste wichtige Schritt. Eine Schlüsselstellung misst der Verband der vorgesehenen Einstiegsstufe zu. Eine solche Stufe berücksichtige und bewahre die Erfolge privatwirtschaftlicher Initiativen wie der Initiative Tierwohl (ITW) und helfe, sie weiterzuentwickeln, so der BVLH. Mit Blick in die Zukunft gelte es außerdem, alle Absatzkanäle in Deutschland einzubeziehen und perspektivisch auch digitale Lösungen anzubieten. AgE (08.06.2022)
Weitersagen: WhatsApp Facebook Twitter Mail
 

Das könnte Sie auch interessieren

Umbau der Tierhaltung
Investitionsförderung für Tierwohlumbau angelaufen
15.03.2024 — Das Förderprogramms zum Umbau der Tierhaltung ist angelaufen. Die ersten Anträge sind eingegangen. Minister Cem Özdemir ist zufrieden. Das Programm wertet er als weiteren Schritt aus der Krise. Der Grünen-Politiker verweist auf seinen Vorschlag für einen "Tierwohlcent" zur langfristigen Finanzierung.
Industrieemissionsrichtlinie
Europaparlament erteilt abschließenden Segen
13.03.2024 — Die Novelle der Industrieemissionsrichtlinie hat die Ziellinie fast erreicht. Das Europaparlament stimmte dem Ergebnis der Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten zu. Anträge auf Zurückweisung sowie der Versuch, noch Änderungen an dem Kompromiss vorzunehmen, fanden keine Mehrheit.
Tierwohlabgabe
Einnahmen müssen den Tierhaltern zugutekommen
09.02.2024 — Vor falschen Weichenstellungen bei der geplanten Tierwohlabgabe warnt der Deutsche Raiffeisenverband (DRV). "Es muss eine Verbrauchersteuer sein und darf keine zusätzliche Erzeugersteuer werden", so DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp zu den Eckpunkten des Bundeslandwirtschaftsministeriums für eine mengenbezogene Verbrauchssteuer auf tierische Produkte.
Rundumschutz
R+V-AgrarPolice
Im Schadenfall kann die wirtschaftliche Existenz des Betriebes und damit die Lebensgrundlage der Familie und der Mitarbeiter schnell gefährdet sein. Landwirtschaftliche Unternehmer sind kaum in der Lage, für diesen Fall ausreichend Rücklagen zu bilden. Die R+V-AgrarPolice bietet umfassenden betrieblichen Versicherungsschutz, den Sie individuell für Ihren Betrieb zusammenstellen können.en.
Tierschutzgesetz
Verbot der Anbindehaltung soll kommen
05.02.2024 — Bayern ist mit seiner Initiative gegen ein generelles Verbot der Anbindehaltung von Milchkühen gescheitert. Der vom Freistaat eingebrachte Entschließungsantrag bekam in der Plenarsitzung des Bundesrats am Freitag (2.2.) keine Mehrheit. Bayern hatte seine Position gegenüber den Plänen des Bundeslandwirtschaftsministeriums unter anderem damit begründet, dass ein Verbot der Anbindehaltung den Betrieben zu wenig Zeit lassen würde, auf andere Haltungsformen umzusteigen.

xs

sm

md

lg

xl